Deutscher Kommunalinformationsdienst 24. März 2025

OB-Barometer 2025: Kommunalfinanzen laut Stadtspitzen alles beherrschendes Thema der Städte

Laut einer Vorabveröffentlichung aus dem „OB-Barometer 2025“, der repräsentativen Jahresbefragung des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu), sind die „Kommunalfinanzen“ wie schon 2024 das mit überragendem Abstand wichtigste Thema der Kommunen – aktuell und für die kommenden Jahre. 2025 gewinnt es jedoch noch einmal deutlich an Dynamik: Mit 70 Prozent der Nennungen stufen die OBs das Thema doppelt so wichtig ein wie die nachfolgenden Themen – im Vorjahr waren es noch 50 Prozent. „Bis auf die Flüchtlingsthematik 2015 wurde nie seit Beginn der Befragungsreihe einem Thema von den Stadtspitzen eine solch hohe Relevanz und Dringlichkeit beigemessen“, sagte Difu-Institutsleiter Prof. Dr. Carsten Kühl. Interessantes Ergebnis der aktuellen Befragung ist auch, dass bei der Einstufung der Dringlichkeit keine Unterschiede zwischen Bundesländern oder Stadtgrößen auszumachen sind. Die aktuelle Diskussion über das Sondervermögen auf Bundesebene spielte bei der Bewertung noch keine Rolle. Denn die Befragung der OBs wurde zwischen dem 23. Januar und dem 12. März 2025 durchgeführt. Der dramatische Bedeutungsgewinn des Finanzthemas ist nicht nur eine Momentaufnahme. Auch mit Blick auf die kommenden fünf Jahre nennen die politischen Spitzen das Finanzthema mit 68 Prozent als wichtigstes Thema auf der kommunalen Agenda. Kein anderes Thema erreichte bei dieser Frage in den letzten zehn Jahren einen so hohen Wert. Dazu passt, dass Fragen des Erhalts und Ausbaus der kommunalen Infrastruktur in der Breite – beispielhaft zu nennen ist die Schulentwicklung – ebenfalls als so wichtig wie nie zuvor bewertet werden. Dies bestätigen auch die Ergebnisse des Kommunalpanels 2024, in dem für den Bereich Schulen ein Investitionsrückstand von 54,76 Mrd. Euro ermittelt wurde. „Rund 40 Prozent der öffentlichen Investitionen sind kommunal. Deshalb ist es notwendig, dass Bund und Länder einen beträchtlichen Anteil der Mittel aus dem Sondervermögen den Kommunen bereitstellen. Parallel dazu müssen von der neuen Bundesregierung die Voraussetzungen geschaffen werden, um die sogenannten nicht-monetären Investitionshemmnisse zu beseitigen. In einer empirischen Analyse im vergangenen Jahr haben wir aufgezeigt, was noch getan werden muss, damit das notwendige Geld auch sinnvoll investiv eingesetzt werden kann“, so Difu-Institutsleiter Prof. Dr. Carsten Kühl. Die kompletten Befragungsergebnisse des „OB-Barometer 2025“ werden Ende April veröffentlicht. (Difu, 19.03.2025) Ganzer Artikel hier…

 

Informationen zum OB-Barometer

Das OB-Barometer des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) ist eine jährlich durchgeführte Befragung der (Ober-)Bürgermeister*innen (OBs) der deutschen Städte ab 50.000 Einwohner*innen. Sie wird vom Deutschen Städtetag und vom Deutschen Städte- und Gemeindebund unterstützt und hat zum Ziel, anhand von vier Fragen frühzeitig Veränderungen in diversen kommunalen Handlungsfeldern sichtbar werden zu lassen. Die diesjährigen Ergebnisse basieren auf einer repräsentativen telefonischen Befragung, die vom 23. Januar bis 12. März 2025 vom Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap im Auftrag des Deutschen Instituts für Urbanistik durchgeführt wurde. 135 der 197 eingeladenen (Ober-)Bürgermeister*innen (darunter neun stellvertretende Personen) beteiligten sich. Dies entspricht einer Teilnahmequote von 68,5 Prozent.

 

Kieler Subventionsbericht: Hohe Subventionen trotz Haushaltsengpässen

Bei 6,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts lag zuletzt die Subventionsquote hierzulande, 285 Mrd. Euro an Finanzhilfen und Steuererleichterungen gewährten Bund, Länder und Gemeinden im Planhaushalt für das Jahr 2024. Das zeigt der Kieler Subventionsbericht, den das Kiel Institut für Weltwirtschaft jetzt veröffentlicht hat. Den Schwerpunkt der Finanzhilfen des Bundes markierte die Umwelt- und Energiepolitik, bei den Steuervergünstigungen lagen die Schwerpunkte auf der Umsatzsteuerbefreiung der Sozialversicherungsträger, Krankenhäuser und ärztlichen Leistungen sowie der Entfernungspauschale. Die geplanten Finanzhilfen des Bundes betragen insgesamt 127,3 Mrd. Euro, was 3,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht, die übrigen Finanzhilfen (Länder und Gemeinden, Bundesagentur für Arbeit und Marktordnungsausgaben der EU) 83,1 Mrd. Euro (1,9 Prozent) und die Steuervergünstigungen 74,8 Mrd. Euro (1,7 Prozent). Die gesamte Subventionsquote lag demnach bei 6,6 Prozent des BIP und damit in etwa auf dem Niveau von 2022. Mit anderen Worten: Die Subventionen stiegen seither in gleichem Ausmaß wie die Wirtschaftskraft. Maßgeblich getrieben ist der Subventionsanstieg durch die Finanzhilfen des Bundes. Sie legten in dieser Zeit um satte 42 Mrd. Euro zu, was einem Anstieg der Bundesfinanzhilfequote von 2,2 auf 3,0 Prozent entspricht – trotz Haushaltsengpässen und gestiegener Verwendungskonkurrenz. „Subventionen sind ein gern genutztes Instrument der Wirtschaftspolitik, weil sie den politisch Verantwortlichen die Möglichkeit bieten, Aktivität zu entfalten und gestaltend in das Wirtschaftsgeschehen einzugreifen“, erklärt Claus-Friedrich Laaser, einer der Autoren der Studie. „Subventionen sind aber nur dann begründet, wenn der Markt unvollkommen funktioniert. Deshalb ist ein vorsichtiger Einsatz des Subventionsinstruments angezeigt.“ Der Anstieg bei den Finanzhilfen des Bundes geht dem Bericht zufolge vor allem auf die Ausgabensubventionen zurück, die der Klima- und Transformationsfonds leistet: 2022 waren es noch 13,1 Mrd. Euro, der Sollwert für 2023 betrug 34,0 Mrd. Euro, und für 2024 waren 41,9 Mrd. Euro vorgesehen. Der Schwerpunkt der Vergabe von Finanzhilfen durch den Bund liegt damit mittlerweile eindeutig bei Umweltpolitik und Energie, die damit den Verkehrssektor abgelöst haben. Wichtigster Posten war hierbei im vergangenen Jahr die Förderung von Maßnahmen der Energieeffizienz und erneuerbarer Energien im Gebäudebereich (16,7 Mrd. Euro). Hohe Subventionen flossen außerdem an die gesetzliche Krankenversicherung (14,5 Mrd. Euro). Im Kieler Subventionsbericht werden auch Finanzhilfen aus den sogenannten „Sondervermögen“ des Bundes dokumentiert. Deren Anteil ist mittlerweile erheblich. Wurden im Jahr 2000 noch 99 Prozent der Finanzhilfen aus dem Bundeshaushalt und lediglich 1 Prozent aus Nebenhaushalten bezahlt, lag der Anteil der Subventionen, der aus den Sondervermögen bestritten wird, im Jahr 2024 bei 37,2 Prozent. 2023 waren es nach dem Nachtragshaushalt vom November sogar 49,6 Prozent – der Rückgang geht auf die Anpassungen zurück, die nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts notwendig wurden. Zu den direkt ausgezahlten Finanzhilfen kommen noch Steuervergünstigungen hinzu. Diese summieren sich in der Haushaltsplanung auf 74,8 Mrd. Euro (2023: 77,6 Mrd. Euro; 2022: 85,5 Mrd. Euro). Die Relation der Steuervergünstigungen zum BIP ging im Verlauf der drei Jahre von 2,2 über 1,9 auf 1,7 Prozent zurück, auch weil 2022 mit der hohen Vergünstigung bei der Tonnagebesteuerung in der Seeschifffahrt sowie dem Tankrabatt einmalig zwei große Vergünstigungen enthalten waren. Wichtigste Posten waren 2024 die Umsatzsteuerbefreiung der Sozialversicherungsträger, Krankenhäuser und ärztlichen Leistungen (21 Mrd. Euro) sowie die Entfernungspauschale (6,2 Mrd. Euro). (IfW, 20.03.2025) Ganzer Artikel hier…    Kieler Subventionsbericht 2024 hier…

 

Pharmaunternehmen klagen gegen die europäische Abwasserrichtlinie

Pharma Deutschland und sieben Mitgliedsunternehmen gehen juristisch gegen die europäische Kommunalabwasserrichtlinie (UWWTD) vor und haben Klagen beim Gericht der Europäischen Union erhoben. Gegenstand der Regelungen der europäischen Kommunalabwasserrichtlinie sind die größtenteils aus privaten Haushalten stammenden Abwasser. Sie sind mit Spurenstoffen belastet. Dabei handelt es sich unter anderem um Abbauprodukte von Arzneimitteln, die durch die menschlichen Ausscheidungen entstehen und bei jedem Toilettengang ins Abwasser gelangen. Aus Sicht der klagenden Unternehmen verstößt ein zentraler Aspekt der europäischen Kommunalabwasserrichtlinie gegen geltendes EU-Recht und muss zurückgenommen werden. Es geht dabei um die sogenannte „erweiterte Herstellerverantwortung”, auf deren Grundlage die europaweite Finanzierung des Aufbaus und des Betriebs einer zusätzlichen Klärstufe für kommunale Kläranlagen erfolgen soll. „Die europäische Abwasserrichtlinie hat eklatante Mängel. Sie betreffen die Grundannahmen, die Datengrundlage, die operative Umsetzung und die Kostenabschätzung, die den Regelungen zur erweiterten Herstellerverantwortung zugrunde liegen”, erklärt Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland. „Wir sehen in der Richtlinie Verstöße gegen EU- Recht und eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort und die Versorgung mit Human-Arzneimitteln in Deutschland und Europa”, so Brakmann weiter. Die Unternehmen argumentieren gegenüber dem Gericht unter anderem damit, dass sich die Regelungen über die erweiterte Herstellerverantwortung nicht auf das Verursacherprinzip nach Art. 191 (2) des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) stützen lassen. Die beklagte Richtlinie, legt fest, dass mindestens 80% der Kosten für Bau und Betrieb der 4. Klärstufe nach dem Verursacherprinzip auf die Hersteller von Human-Arzneimitteln und Kosmetika umgelegt werden. Damit soll ein Anreiz gesetzt werden, auf ökologische bzw. nachhaltigere Produkte umzustellen. Diese Lenkungsfunktion des Verursacherprinzips kann bei Human-Arzneimitteln jedoch nicht erreicht werden, weil der gewünschte Effekt von Arzneimitteln fest mit den jeweiligen Wirkstoffen verbunden ist. Darüber hinaus lassen sich die zu beseitigenden Spurenstoffe in den kommunalen Abwässern keineswegs nur auf Human-Arzneimittel oder Kosmetika zurückführen. Durch die finanzielle Mehrbelastung der Pharmaunternehmen aus der Kommunalabwasserrichtlinie droht eine Situation, in der sich viele Human-Arzneimittel nicht mehr kostendeckend in Deutschland oder Europa vertreiben lassen. „Die Richtlinie würde einen Dominoeffekt haben und den strategischen Zielen einer stabilen EU-Arzneimittelversorgung und Reduzierung von Abhängigkeiten aus dem Ausland konträr gegenüberstehen”, warnt Brakmann. Dies würde auch gesetzgeberischen Maßnahmen zur Bekämpfung bereits bestehender Lieferengpässe zuwiderlaufen. (Pharma Deutschland, 10.03.2025) Ganzer Artikel hier…

 

DWA: Abwasserbehandlung – modern und nachhaltig

Die Gewässer in Deutschland und Europa haben noch nicht den Zustand erreicht, den sie gemäß Wasserrahmenrichtlinie haben sollten. Verschiedene Faktoren tragen dazu bei: wasserbauliche Veränderungen, Emissionen aus der Landwirtschaft, Auswirkungen des Klimawandels und Einleitungen aus kommunalen und industriellen Abwasserbehandlungsanlagen. Die Europäische Union hat mit der neuen Kommunalabwasserrichtlinie einen entscheidenden Impuls zur Weiterentwicklung der kommunalen Abwasserbehandlung in Europa gesetzt. Die Gemeinschaftstagung „Kläranlagen Tage/Mess- und Regelungstechnik in abwassertechnischen Anlagen (MSR)“ der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) beleuchtet am 6. und 7. Mai 2025 in Osnabrück innovative verfahrenstechnische Ansätze zur Verbesserung der Reinigungsleistung von Kläranlagen sowie die Chancen der Automatisierung und Digitalisierung in der Abwasserwirtschaft. Die KläranlagenTage beschäftigen sich mit den Auswirkungen der europäischen Kommunalabwasserrichtlinie für Betreiber von Abwasserbehandlungsanlagen, die nun in deutsches Recht umgesetzt werden muss. Themen sind der Ausbau vierter Reinigungsstufen zur Elimination von Spurenstoffen durch weitergehende Behandlungsverfahren und verschärfte Stickstoffgrenzwerte. Weitere Inhalte befassen sich mit der Quantifizierung von Lachgas- und Geruchsemissionen von Abwasseranlagen sowie der Wasserwiederverwendung für landwirtschaftliche und urbane Zwecke. Diskutiert wird auch der Umgang mit den neuen Überwachungswerten für Stickstoff und Phosphor in Zusammenhang mit der Frage der Übertragung des auf EU-Ebene vorgegebenen Systems der Anlagenüberwachung auf Basis von 24h-Mischproben in die deutsche Systematik. Nur mit hochwertigen und gleichzeitig robusten Automatisierungslösungen lassen sich Kläranlagen ressourceneffizient und sicher betreiben. Die Vorträge zur Mess-, Steuerung- und Regelungstechnik rücken die Möglichkeiten von Informations- und Kommunikationstechnologien in den Fokus. Themen sind unter anderem die Anwendung von Neuronalen Netzen für Assistenzsysteme in der Abwasserbehandlung, flexibles Energiemanagement in der Abwasserwirtschaft mithilfe von Machine Learning und Funkkommunikation in der Wasserwirtschaft. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz spielt ebenfalls eine große Rolle. Es geht um die kosteneffiziente Nutzung von Cloud-Ressourcen zur Entwicklung einer Wasserstandsvorhersage mit generativer KI, um KI-basierte Zuflussprognosen für Kläranlagen sowie um KI-unterstütztes Abwassermonitoring. Möglichkeiten der Stickstoffreduzierung mithilfe eines Digital Twins und der Einsatz des Digitalen Zwillings im Vollbetrieb werden vorgestellt. Mit digitalen Zwillingen gelingt es, Effekte von Einleitungen oder der Anlagensteuerung auf die Gewässer besser zu verstehen und planerisch sowie im Anlagenbetrieb gute Entscheidungen zu treffen. (DWA, 06.03.2025) Ganzer Artikel hier…

 

Zukunftssichere Softwarelösungen im Verkehrsbereich: regio iT und KDO weitere Gesellschafter der Telecomputer GmbH

Die Telecomputer GmbH, Tochterunternehmen der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB), erhält mit der regio iT GmbH und der KDO Service GmbH zwei neue Mitgesellschafter. In einer gemeinsamen Pressemitteilung heißt es, der Eintritt von regio iT und KDO setzt einen strategischen Meilenstein und stärkt die kommunale IT-Kompetenz der Telecomputer im Verkehrswesen. Telecomputer-Geschäftsführer Marc Böttcher erklärt im DEKOM-Interview, was es mit der bayerisch-nordrheinwestfälisch-niedersächsischen Kooperation auf sich hat.

 

DEKOM: Welche neuen Entwicklungen oder Erweiterungen der bestehenden Softwarelösungen sind durch diese Kooperation geplant?

Marc Böttcher: Unsere Zusammenarbeit mit regio iT und KDO besteht schon seit vielen Jahren, insbesondere im Bereich des Betriebs von Fachverfahren und Online-Diensten als Cloud- oder SaaS-Lösungen. In den letzten Jahren haben wir bereits gemeinsam Erfahrungen in Entwicklungsprojekten sammeln können. Künftig wollen wir unsere Ressourcen noch enger bündeln, um Fachverfahren und Online-Dienste schneller und in hoher Qualität weiterzuentwickeln und bereitzustellen.

 

DEKOM: Welche Rolle spielen digitale Lösungen für das kommunale Verkehrswesen?

Marc Böttcher: Online-Dienste werden in den nächsten Jahren noch wichtiger für Bürger und Unternehmen. Das Kfz-Zulassungswesen ist hierbei ein Vorreiter bei der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG). Heute ist bereits eine vollautomatisierte Kfz-Zulassung mit sofortiger Inbetriebnahme möglich – ganz ohne Behördengang. Im Dezember 2024 wurden bereits ca. 25 % aller Außerbetriebsetzungen online abgewickelt. Ähnliche Entwicklungen gibt es im Führerscheinwesen, wobei dort noch gesetzliche Grundlagen fehlen. Langfristig werden Kommunalverwaltungen sich verstärkt um die Anliegen kümmern können, die online nicht oder nur bedingt abbildbar sind. Der klassische Behördengang soll zur Ausnahme in komplexen Fällen werden. Dies kann bei einem zunehmenden Fachkräftemangel und der angespannten Finanzlage viele Kommunen spürbar entlasten.

 

DEKOM: Angesichts der steigenden Zahl an Cyberangriffen auf kommunale Verwaltungen – welche Maßnahmen setzt Telecomputer in Zusammenarbeit mit Partnern um, um den Schutz kommunaler IT-Systeme zu verbessern?

 

Marc Böttcher: Die IT-Sicherheit ist grundsätzlich eine Aufgabe der Kommunen selbst. Unsere Fachverfahren und Online-Dienste erfüllen erfolgreich die aktuellen Anforderungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sowie des Kraftfahrt-Bundesamtes („Mindestsicherheitsanforderungen an die internetbasierte Kfz-Zulassung“). Viele unserer Lösungen laufen in vom KBA sicherheitstechnisch zugelassenen Rechenzentren der AKDB, regio iT und KDO. Wir unterstützen Kommunen zudem kurzfristig bei Cyberangriffen, wie zuletzt bei der Überführung der Fachverfahren für das Verkehrswesen von Kunden der Südwestfalen-IT (SIT) in das Rechenzentrum der  regio iT nach dem Angriff auf die SIT. Darüber hinaus arbeiten wir mit Bund und Ländern zusammen, um Cyberangriffe präventiv zu verhindern und Notfallpläne zu entwickeln.

 

DEKOM: Inwieweit kann künstliche Intelligenz (KI) zur Verbesserung der IT-Sicherheit in Kommunen beitragen?

 

Marc Böttcher: KI spielt in der IT-Sicherheit eine zunehmend wichtige Rolle, allerdings weniger in den Fachverfahren selbst, sondern mehr in den IT-Abteilungen der Kommunen und Rechenzentren. KI kann helfen, Cyberangriffe frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren. In unseren Fachverfahren setzen wir KI ein, um Sachbearbeiter zu unterstützen und manuelle Prozesse teilweise zu automatisieren. Das verkürzt die Einarbeitungszeit neuer Mitarbeiter und hilft, neue gesetzliche Regelungen transparent in den Arbeitsalltag zu integrieren. Zudem werden wir zunehmend KI-gestützte Chatbots in unseren Online-Diensten nutzen, um Bürgern und Unternehmen den Zugang zu sowie die Durchführung von Verwaltungsleistungen zu erleichtern.

 

DEKOM: Sehen Sie Potenzial für den Einsatz smarter Analyse- und Automatisierungstools in kommunalen Verkehrssystemen?

 

Marc Böttcher: Absolut. Erste Ansätze sind bereits verfügbar, zum Beispiel bei der Fahrzeugzulassung. Wir kooperieren mit der roosi GmbH, um Kommunen erweiterte Statistik- und Analysemöglichkeiten bereitzustellen. Das umfasst sowohl die Analyse örtlicher Datenbanken als auch bereichsübergreifende Datenauswertungen zwischen verschiedenen Ämtern. Zudem eröffnet das Registermodernisierungsgesetz zukünftig neue Möglichkeiten, die allerdings von der Politik schneller umgesetzt werden müssen. Eine moderne, effiziente Verwaltung braucht smarte Technologien, um Prozesse zu vereinfachen und Abläufe zu beschleunigen.

 

DEKOM: Welche Herausforderungen sehen Sie bei der digitalen Transformation kommunaler Verwaltungen?

 

Marc Böttcher: Die Hauptaufgabe der Kommunalverwaltungen ist die Bereitstellung von Dienstleistungen für Bürger – nicht der Betrieb von Fachverfahren oder IT-Infrastrukturen. Deshalb sollten sich Kommunen auf ihre Kernaufgaben konzentrieren und IT-Dienstleistungen in zertifizierte, sicherheitsgeprüfte Rechenzentren auslagern. Die weitere und erfolgreiche Umsetzung des OZG gelingt nur, wenn Fach- und IT-Abteilungen eng zusammenarbeiten. Gleichzeitig sind die immer wieder aufkommenden Bestrebungen, kommunale Aufgaben zu zentralisieren oder auch zu privatisieren– beispielsweise im Kfz-Zulassungswesen – ambivalent zu bewerten. Solche Zentralisierungsbestrebungen gefährden die Bürgernähe, die schnellen Reaktionszeiten der Kommunen zum Wohle der Bürger sowie die IT-technische Abbildbarkeit von länderspezifischen und kommunalen Anforderungen und Regelungen.

 

DEKOM: Vielen Dank für das Gespräch!

Über die Telecomputer GmbH

Die Telecomputer GmbH mit rund 90 Beschäftigten an fünf Standorten in Deutschland ist Marktführer für Fachverfahren und Online-Dienste im Verkehrswesen und seit mehr als 45 Jahren erfahrener und zuverlässiger Partner für deutsche Kommunen. Mit innovativen Technologien und klarem Fokus auf die Anforderungen der öffentlichen Verwaltung bietet das Unternehmen seit Jahrzehnten leistungsfähige und sichere Lösungen. Als Teil der AKDB-Gruppe ist sie in ein starkes Netzwerk für die digitale Transformation von Verwaltung und Kommunen eingebunden.

 

Über die regio iT GmbH

Die regio iT GmbH ist als größter kommunaler IT-Dienstleister in Nordrhein-Westfalen der ideale Partner für öffentliche Auftraggeber. Sie bietet strategische und projektbezogene IT-Beratung, Integration, IT-Infrastruktur sowie Full-Service und beteiligt sich an zahlreichen Forschungs- und Entwicklungsprojekten sowie bundesweiten Initiativen zu neuen Technologien.

 

Über die KDO Service GmbH

Die KDO Service GmbH mit Sitz in Oldenburg ist der größte kommunale IT-Dienstleister in Niedersachsen und versteht sich als Wegbereiter und Wegbegleiter der Kommunen in die digitale Zukunft. Der Schwerpunkt liegt auf der Bereitstellung und dem Betrieb sicherer und innovativer IT-Lösungen für Kommunen.

 

Über die AKDB

Seit Gründung 1971 entwickelt die AKDB ein Komplettangebot an Lösungen für die Digitalisierung von Kommunen und öffentlichen Einrichtungen. Hierzu zählen Fachsoftware, IT-Sicherheit, Beratung, Schulung und eine umfassende Dienstleistungspalette. Zu den Kunden der AKDB gehören 5.000 Kommunen, Gemeinden, Städte, Landkreise, Bezirke sowie öffentliche Institutionen, Länder und der Bund. Die AKDB zählt im Unternehmensverbund über 1.500 Beschäftigte

 

Digital- und Glasfasermesse fiberdays 25 erstmals in der Messe Frankfurt

Deutschlands Leitmesse rund um Glasfaserausbau und Digitalisierung findet in diesem Jahr am 2. und 3. April 2025 erstmals in der Messe Frankfurt am Main statt. Mehr als 250 nationale und internationale Aussteller präsentieren auf den fiberdays 25 ihre Produkte und Dienstleistungen und bieten Fachbesuchern Gelegenheit, sich kompakt über die neuesten Entwicklungen zu informieren.

Mittelpunkt stehen neueste Entwicklungen rund um den Glasfaserausbau, smarte Infrastrukturen und digitale Verwaltungsprozesse. Unter den Ausstellern ist in diesem Jahr auch wieder EBERO FAB, einer der führenden Anbieter im Bereich Infrastrukturausstattung für den Breitbandausbau. In Halle 3.1, Stand N9 präsentiert das Unternehmen gemeinsam mit seinem Partner eks Engel FOS GmbH & Co. KG ein umfassendes Portfolio – von passiven Glasfaserkomponenten bis hin zu innovativen Systemlösungen für zukunftssichere Netze. EBERO FAB zeigt dabei erstmals ausschließlich Produkte aus eigener Fertigung, darunter zahlreiche Neuheiten, die den Netzbau effizienter, langlebiger und wirtschaftlicher machen. Mit langjähriger Erfahrung, hoher Lagerverfügbarkeit und durchdachten Komplettlösungen unterstützt EBERO FAB Netzbetreiber, Bauunternehmen und Kommunen bei der Planung und Umsetzung leistungsfähiger Glasfaserinfrastrukturen – von der Ortsvernetzung bis in die Gebäude. Gerade für Kommunen, die den eigenwirtschaftlichen oder geförderten Ausbau aktiv mitgestalten, bietet EBERO FAB konkrete Unterstützung – von der Materialversorgung bis zur technischen Beratung. So wird kommunale Daseinsvorsorge zukunftssicher und digital. Zudem ist EBERO FAB der Hauptsponsor für eine besondere Premiere: Im Rahmen der Fiberdays 25 wird der Fibercup – die erste deutsche Spleißmeisterschaft ausgetragen. Hier geht es um Präzision und Technik. Die besten Profis der Branche messen sich im Glasfaser-Spleißen – dabei wird der EBERO FAB Crimpspleißschutz eingesetzt.   Präsentiert wird die Fachmesse vom Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) e.V. Offiziell eröffnet werden die fiberdays 25 am 2. April durch die Hessische Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus. (DEKOM, 24.03.2025) Ganzer Artikel hier…

 

Optimierungspotenziale im deutschen Glasfaserausbau

Der Glasfaserausbau in Deutschland kommt nur schleppend voran. Bei Betrachtung der verschiedenen Ausbaustufen war Mitte 2024 lediglich bei 43 Prozent der Haushalte ein Glasfaseranschluss an der Grundstücksgrenze verlegt (sogenannte Homes Passed), 23 Prozent der Haushalte waren an Glasfasernetze angeschlossen (Homes Connected) und nur elf Prozent hatten einen Anschluss aktiviert (Homes Activated). Woran das aus Sicht der Telekommunikationsanbieter liegt und welche Lösungsansätze gegensteuern könnten, untersucht eine aktuelle Analyse des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens PwC Deutschland. Die größte Herausforderung liegt demnach in komplexen und langwierigen Genehmigungsverfahren. Weiterhin werden fehlende Fachkräfte, hohe Ausbaukosten, der Wettbewerb um die Gebiete sowie Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit Bau- und Generalunternehmen als relevante Herausforderungen betrachtet. Im internationalen Vergleich hängt Deutschland im Glasfaserausbau hinterher. So lag im September 2023 die durchschnittliche Ausbauquote von Homes Passed in der EU und dem Vereinigten Königreich bei 64,5 Prozent der Haushalte, während diese Quote in Deutschland bei 40 Prozent lag. Der langsame Glasfaserausbau kann für den Wirtschaftsstandort Deutschland zu einem ernsthaften Problem werden. Eine moderne, digitale Infrastruktur ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Mit dem kontinuierlich wachsenden Datenverbrauch wird sich dieses Problem in den kommenden Jahren noch verstärken. „Wir müssen heute den Glasfaserausbau beschleunigen, um morgen nicht in Engpässe zu laufen. Aktuell decken alte Netze häufig noch den Bedarf. Der Datenverbrauch wird sich aber in Zukunft alle drei Jahre verdoppeln und der Bau von physischer Infrastruktur benötigt viel Zeit und damit einen entsprechenden Vorlauf.“ Michael Driemeyer, Director bei PwC Deutschland. Als größte Herausforderung sehen Telekommunikationsunternehmen aktuell die Komplexität und Dauer von Genehmigungsverfahren für Glasfaserprojekte. Die Anträge landen in überarbeiteten Abteilungen. Die Regelungen unterscheiden sich nicht nur zwischen den Bundesländern, sondern teilweise auch zwischen benachbarten Kreisen. Selbst für einzelne Straßenzüge sind kleinteilige Genehmigungen erforderlich. Und dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um eine Verlegung von hundert Metern oder mehreren Kilometern handelt. Um die aktuelle Situation zu verbessern, sollten behördliche Strukturen optimiert und die Gebietsfreigaben neu geregelt werden. Die Freigabe ganzer Ausbaugebiete statt einzelner Trassen würde den Genehmigungsaufwand verringern. Kleine Projekte könnten von Genehmigungsverfahren freigestellt werden. Die Klassifizierung des Glasfaserausbaus als „überragendes öffentliches Interesse“ könnte den Ausbau weiter beschleunigen. Einige dieser Lösungsansätze waren im Entwurf des Telekommunikations-Netzausbau-Beschleunigungs-Gesetzes (TK-NABEG) adressiert Es weist jedoch laut Branchenexperten noch einige Schwachstellen auf. Es fehlen spezifische Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausbaus, und die ungleiche Behandlung von Festnetz- und Mobilfunkausbau wird kritisiert. Weiterhin stellt die Zusammenarbeit mit Bau- und Generalunternehmen sowie der Fachkräftemangel Probleme für die Telekommunikationsanbieter dar. Kurzfristige Einzelverträge erschweren den Aufbau langfristiger Beziehungen und eine zuverlässige Planung. In vielen Fällen ist die Qualität der Umsetzung unzureichend. Aufwendige und kostspielige Nachbesserungsarbeiten sind die Folge. Manche Marktteilnehmer haben bereits eigene Teams zur Bauüberwachung aufgebaut, beteiligen sich an Tiefbauunternehmen oder haben sogar eigene gegründet. Die Qualität der Planung und Bauleitung hat maßgeblichen Einfluss auf den reibungslosen Verlauf eines Glasfaserprojekts. Hier herrscht ein eklatanter Mangel an qualifizierten Fachkräften. Um den Bedarf an Mitarbeitenden zu decken, entwickeln die Unternehmen unter anderem eigene Ausbildungsprogramme und kooperieren mit Bildungseinrichtungen. Im Bereich der Planung wird zudem vermehrt künstliche Intelligenz eingesetzt. Die Infrastruktur ist hierzulande durch zwei alte Netze geprägt: (V)DSL und HFC. Die DSL-Abdeckung, die auf dem kupferbasierten Telefonnetz aufbaut, liegt bei 95 Prozent. Die Abdeckung mit dem „Kabelinternet“ HFC beträgt 60 Prozent. Für Anwendungen des alltäglichen Bedarfs sind die Geschwindigkeiten der aktuellen Netze in den meisten Fällen noch ausreichend hoch. Dieser Umstand erschwert den Vertrieb neuer, zukunftsweisender Glasfaseranschlüsse. „Glasfaser hat in Deutschland ein Imageproblem. Dabei ist die Infrastruktur mittelfristig unverzichtbar und die Telekommunikationsanbieter haben gute Argumente für ihren Vertrieb – die Hausanschlüsse sind in der Regel kostenlos, die Netze sind stabiler, haben geringere Latenzen und höhere Upload-Geschwindigkeit. Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung der Telekommunikationsbranche, um ihre Wahrnehmung in der Bevölkerung zu verbessern und die Vorteile klar und verständlich zu kommunizieren.“ Michael Driemeyer, Director bei PwC Deutschland.  (PwC, 12.03.2025) Ganzer Artikel hier…

 

Kommunale Wärmeplanung: Fraunhofer-Umfrage zieht Zwischenbilanz

Rund ein Jahr nach Inkrafttreten des Wärmeplanungsgesetzes zeigt eine Umfrage des Fraunhofer-Exzellenzclusters »Integrierte Energiesysteme« (CINES), wie Kommunen und Stadtwerke in Deutschland die Herausforderung einschätzen. Gerade die Verfügbarkeit qualifizierten Personals sowie die Kommunikation zwischen lokalen Stakeholdern bewerten sie als kritische Faktoren. In der nicht-repräsentativen Umfrage befragten die Forschenden insgesamt 267 kommunale Akteure unter anderem zu Erfolgsfaktoren und Herausforderungen bei der Wärmeplanung sowie zu der Umsetzung der geplanten Maßnahmen. „Seit die Wärmeplanung zum 1. Januar 2024 zur kommunalen Pflichtaufgabe wurde, stehen viele Kommunen vor einer großen Herausforderung.“, erklärt Studienleiterin Dr. Anna Billerbeck den Hintergrund der Umfrage. „Mit einem Stimmungsbild aus der Praxis wollten wir genauer erfahren, wo konkret die Kommunen mehr Unterstützung gebrauchen können.“ Das Fraunhofer-Team wählte eine Reihe von Aspekten der Wärmeplanung aus und fragte die Teilnehmenden, für wie wichtig sie diese für eine erfolgreiche Wärmeplanung halten. Anschließend bewerteten die Befragten dieselben Aspekte dahingehend, wie herausfordernd sie ihrer Ansicht nach sind. Das Ergebnis der Befragung werteten die Forschenden auf einer zweidimensionalen Matrix aus, um so besonders kritische Themen zu identifizieren. Bei der kommunalen Wärmeplanung zeigte sich deutlich, dass die Verfügbarkeit von ausreichend qualifiziertem Personal sowohl als sehr wichtig als auch besonders herausfordernd wahrgenommen wird. Ähnlich bewerteten die Befragten auch die ausreichende finanzielle Förderung sowie die Verfügbarkeit von Daten, die als Grundlage für die Wärmeplanung notwendig sind. Als wichtig, aber weniger herausfordernd bewerteten die Befragten hingegen die Verfügbarkeit von Leitfäden und den Austausch mit anderen Gemeinden. „Hier macht sich das reichhaltige Informations- und Vernetzungsangebot durch Verbände und Energieagenturen bemerkbar.“, so Billerbeck. Als besonders kritisch im Bereich der prozessbezogenen Herausforderungen stellten sich die Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren sowie die Erarbeitung eines gemeinsamen Zielbildes durch selbige heraus. „Die lokalen Stakeholder für die Wärmeplanung zu aktivieren und ihre bisweilen widersprüchlichen Interessen zu moderieren, erweist sich als nach wie vor anspruchsvolle Aufgabe in der kommunalen Wärmeplanung“ stellt Billerbeck fest. Unterschiedliche Perspektiven unter den beteiligten Akteuren äußern sich auch im Ergebnis der Umfrage: So verglichen die Forschenden das Antwortverhalten von Beschäftigten der kommunalen Verwaltung mit Mitarbeitenden von Stadtwerken und Netzbetreibern. Dabei wird deutlich, dass die Angehörigen der Kommune die Wichtigkeit der abgefragten Aspekte regelmäßig höher bewerten, während ihre Kolleginnen und Kollegen aus den Stadtwerken die Herausforderungen stärker betonten. Hier zeige sich, dass die Verantwortlichen für die Planung einen anderen Blick haben als diejenigen, die den Plan umsetzen müssen, erklärt Billerbeck. „Ein Spannungsfeld, welches in Hinblick auf die Umsetzung der Planung moderiert werden sollte.“ Die Forschenden von Fraunhofer CINES fragten zudem, welche Maßnahmen aus der kommunalen Wärmeplanung bereits umgesetzt werden, sofern diese schon vorliegt. Dabei zeigte sich eine klare Präferenz für Maßnahmen mit Bezug zu Wärmenetzen. So antworteten 20 Prozent der Befragten, dass Machbarkeitsstudien für Wärmenetze umgesetzt würden, gefolgt von 16 Prozent beim Ausbau oder der Verdichtung bestehender Wärmenetze und der erneuerbaren Wärmeerzeugung in Wärmenetzen (14 Prozent). Deutlich weniger Befragte gaben an, gebäudebezogene Maßnahmen wie Sanierung (9 Prozent) oder Heizungsumbauten (8 Prozent) umzusetzen. Die Gasnetze – für viele Stadtwerke ein wichtiges Asset – spielen in der Umsetzung bisher kaum eine Rolle. Nur ein kleiner Teil von zusammen rund 4 Prozent der Befragten beschäftigen sich mit Machbarkeitsstudien und der Umstellung von Gasnetzen auf Wasserstoff. (Fraunhofer-CINES, 14.03.2025) Ganzer Artikel hier…

 

BDH: Wahlfreiheit der Verbraucher für jegliche GEG-konforme Heizsysteme muss erhalten bleiben

Seit dem 1. Januar 2024 sind alle deutschen Kommunen gesetzlich verpflichtet, eine Wärmeplanung zu erstellen. Das Wärmeplanungsgesetz (WPG) markiert einen Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität und soll die kommunale Wärmeplanung als zentrale Orientierungshilfe für Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Energieversorger etablieren. Ziel ist es, bis 2045 die gesamte Wärmeversorgung – sowohl zentral über Wärmenetze als auch individuell im Heizungskeller – auf erneuerbare Energien umzustellen. Viele Städte arbeiten bereits mit Hochdruck daran und kämpfen gleichzeitig mit Fachkräftemangel, Kosten und hoher Arbeitsbelastung. Am Rande der internationalen Leitmesse für Wasser, Wärme und Luft – ISH in Frankfurt a. M. zog Frederic Leers, Leiter Kommunikation beim Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH), im DEKOM-Gespräch eine eher gemischte Bilanz.

 

DEKOM: Herr Leers, wie bewerten Sie den aktuellen Stand der Wärmeplanung in Deutschland?

Aktuell sind bereits mehr als ein Drittel der deutschen Kommunen mit der Kommunalen Wärmeplanung (KWP) befasst. Das strategische Planungsinstrument ist für knapp 11.000 Städte und Gemeinden verpflichtend und soll kommunalpolitischen Entscheidern, Bürgern und der Wirtschaft Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, wie künftig die Wärmeversorgung klimaneutral organisiert werden kann. Rechtlich verbindlich ist die KWP bis zu den ggf. nachfolgenden Beschlüssen nicht. Einerseits bedeutet dies, das moderne Heizungs- und Ofensysteme nach wie vor vom Handwerk verbaut werden dürfen, andererseits können von den Kommunen auch ihre Nah- und Fernwärmepläne weiterverfolgt werden. Bezogen auf den Absatz von dezentralen Lösungen stellen wir fest, dass sich die Verbraucher mit Investitionen in Erwartung einer möglichen Nah- oder Fernwärmelösung zurückhalten.  

 

DEKOM: Welche Erwartungen hat der BDH an die neue Bundesregierung an die Wärmewende vor Ort?

Im Kontext der Kommunalen Wärmeplanung sind bei den Bürgerinnen und Bürgern falsche Erwartungshaltungen geweckt worden. Die kommunale Wärmeplanung führt zu einer Investitionszurückhaltung der Haushalte, wodurch sich die Modernisierung des Heizungsbestandes im Jahr 2024 deutlich abgekühlt hat. Es gilt, diese Zurückhaltung zeitnah aufzulösen. Wir fordern u.a. die verpflichtende frühzeitige Ausweisung von Gebieten, in denen absehbar keine Fern- und Nahwärme entstehen werden. Ferner muss für die Verbraucher die Wahlfreiheit Die Menschen sollen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben das für sie individuell passende Heizsystem auswählen können. Dabei ist auf Anschluss- und Benutzungszwänge zu verzichten, da es sich bei Wärmenetzen um netzgebundene Monopole handelt, die bis heute unreguliert sind.

 

DEKOM: Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der Wärmeplanung?

Wir empfehlen den zeitnahen Roll-out von Smart Metern und die kurzfristige Einführung von flexiblen Tarifen (dynamische Strompreise) für Haushaltskunden. Die Flexibilitätspotenziale im Gebäudesektor sollten genutzt werden; sowohl nachfrageseitig (Wärmespeicher, Wärmepumpen, Wärmepumpen-Hybride) als auch angebotsseitig (Mikro- und Mini-KWK). (DEKOM/BDH, 24.03.2025) Mehr Infos hier…

 

Insel Borkum startet in die Wärmewende

„Borkum geht mit gutem Beispiel voran“, sagt Olaf Behrendt, Key-Account-Manager der energielenker Gruppe. „Obwohl die Insel nach dem niedersächsischen Klimaschutzgesetz bislang nicht zur Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung verpflichtet ist, formuliert man hier ambitionierte Klimaziele und setzt die nötigen Maßnahmen in die Tat um.“ Neben dem Willen zur Klimawende ist das Engagement der Insulaner auch auf den Tourismus als wichtigste Einnahmequelle der Insel zurückzuführen. Eine klimaneutrale und langfristig kostengünstigere Wärmeversorgung sichert den Bäderbetrieb auf der Insel und bildet somit die Grundlage für einen nachhaltig ausgerichteten Tourismus als wichtigen Standortfaktor. Die Insel Borkum hat sich das Ziel gesetzt, die Anliegen „klimaneutrale Insel“ und „qualitative Tourismusentwicklung“ gemeinsam und nachhaltig zu verwirklichen. Bislang ist die Wärmeversorgung auf Borkum überwiegend erdgasbasiert. In Zusammenarbeit mit energielenker entsteht in den nächsten Monaten ein kommunaler Wärmeplan, der die strategische Grundlage für die lokale Wärmewende darstellt. Dabei handelt es sich um ein interdisziplinäres Projekt, das auch bereits erarbeitete und teils schon umgesetzte Maßnahmen zur Wärmewende integriert, von denen bereits einige auf Borkum angestoßen wurden. Noch innerhalb von 2025 soll der Wegweiser für die klimaneutrale Wärmeversorgung vorgestellt werden. Auf die Beteiligung der Borkumerinnen und Borkumer legt die Kommune bei allen Aktivitäten zur Klimawende großen Wert. „Echte Veränderung lässt sich nicht ‚von oben‘ diktieren. Stattdessen möchten wir die Menschen mitnehmen und ihnen aufzeigen, wie sie profitieren können“, betont Axel Held, Geschäftsführer der Nordseeheilbad Borkum GmbH.  Anfang Februar ist die Zusammenarbeit von energielenker und der Insel mit einem Auftakttermin und einer Ortsbegehung gestartet. Dabei wurden die Ausgangssituation auf der Insel und die Stadtstruktur betrachtet sowie bestehende Heizzentralen und bereits umgesetzte Modellprojekte wie ein Wärmetauscher im Borkumer Hafenbecken begutachtet. Bei der Analyse ergaben sich erste zu berücksichtigende Erkenntnisse etwa zum Wärmeprofil der Insel, das sich von den üblichen Profilen kleinerer Städte unterscheidet: Speziell im Sommer besteht durch die vielen Badegäste ein besonders hoher Warmwasserbedarf. Mögliche Lösungsansätze, um die Wärmeerzeugung auf der Insel Borkum zukünftig klimaneutral zu gestalten, könnte die Nutzung der Wärme des Nordseewassers und die verstärkte Fokussierung auf Geothermie sein. Zu diesem Zweck sind Bohrungen bis 3.700 Metern angedacht, um in Temperaturbereiche von 120 bis 130 Grad Celsius vorzustoßen. Im weiteren Projektverlauf erstellt energielenker die kommunale Wärmeplanung Borkums in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Borkum, den Stadtwerken Borkum und weiteren Akteuren der Nordseeheilbad Borkum GmbH. Regelmäßig sind Termine zur Abstimmung und Überwachung des Fortschritts geplant. Dazu kommen Workshops, weitere Vor-Ort-Termine mit den energielenker-Experten sowie eine Bürgerveranstaltung, die voraussichtlich im Spätsommer 2025 stattfinden wird. Darüber hinaus wurde die Bildung eines Lenkungskreises vereinbart, der den Projektverlauf im Blick behält. Borkum verfolgt mit dem „Projekt Borkum 2030“ seit 2015 die Vision „Emissionslose Insel“ und will im Jahre 2030 die lebenswerteste und touristisch attraktivste ostfriesische Insel sein, die die höchste Lebens- und Urlaubsqualität an der Nordseeküste bietet.

 

Über energielenker

Die energielenker Gruppe wurde 2012 gegründet und hat als Energiedienstleister im Kontext der Energiewende bereits 700 Kunden bei rund 1.750 Projekten in den Themenfeldern Energie, Gebäude, Mobilität, Umwelt sowie digitale Transformation begleitet. Über alle Unternehmensbereiche hinweg sind bundesweit über 350 Mitarbeitende tätig. (Stadt Borkum, 17.03.2025) Ganzer Artikel hier…

 

 

Wärmeplanung: „Abbruch der Förderung für Integrierte Energetische Quartierskonzepte ist unverständlich“  

Die Thüringer Genossenschaft EnergieWerkStadt unterstützt als Planungs- und Beratungsbüro Kommunen bei der Entwicklung nachhaltiger Energiekonzepte, oft mit dem Schwerpunkt der Wärmeversorgung. Die Planer begleiteten Kommunen durch den gesamten Prozess – von der Bestandsanalyse über die Identifikation erneuerbarer Energiequellen bis hin zur Umsetzung konkreter Maßnahmen. Dabei hilft die EnergieWerkStadt nicht nur bei technischen Lösungen wie Wärmenetzen, Geo- oder Solarthermie, sondern auch bei der Nutzung von Förderprogrammen und der Kommunikation mit Bürgern. Im Interview sprechen EnergieWerkStadt Vorstand Dr. Kersten Roselt und Klimaschutzexperte Jonas Rönnefarth über die Herausforderungen der Wärmeplanung im ländlichen Raum.

 

DEKOM: Dr. Roselt, Herr Rönnefarth, die EnergieWerkStadt unterstützt Kommunen bei der Wärmeplanung. Was genau umfasst Ihre Arbeit?

 

Dr. Kersten Roselt: Wir begleiten insbesondere kleinere und mittlere Kommunen dabei, ihre energetische Transformation nachhaltig und zukunftssicher aufzustellen. Der Schwerpunkt liegt darauf, Prozesse anzuschieben, die sich in den Gemeinden verstetigen können. Dazu analysieren wir die bestehenden Infrastrukturen, den Wärmebedarf und die verfügbaren erneuerbaren Energiequellen vor Ort. Auf dieser Basis entwickeln wir Strategien für eine klimaneutrale Energieversorgung – etwa durch Wärmenetze, Solarthermie oder Biomasse.

 

Jonas Rönnefarth: Dabei geht es nicht nur um technische Lösungen. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist der Dialog mit Bürgern, Unternehmen und Versorgern, mit dem Ziel die Energiewende regional zu verankern und die Identifikation zu stärken. Zudem unterstützen wir Kommunen in der komplexen Förderlandschaft zu navigieren. Auch die kommunale Wärmeplanung ist immer ein Zusammenspiel aus Technik, Finanzierung und Kommunikation.

 

DEKOM: Sie arbeiten unter anderem mit Kommunen im Kyffhäuserkreis zusammen. Welche besonderen Herausforderungen gibt es in ländlichen Regionen? Man könnte ja vermuten, dass es dort aufgrund des Platzangebots einfacher ist als in Städten.

 

Dr. Kersten Roselt: Der verfügbare Platz kann tatsächlich ein Vorteil sein, etwa wenn es um Solarthermieanlagen, Geothermiesondenfelder oder Biomasse geht. Aber ländliche Wärmeplanung bringt auch spezielle Herausforderungen mit sich: Die Bevölkerung ist oft verstreut, was zentrale Lösungen wie Wärmenetze erschwert. Zudem sind viele Gebäude nicht für moderne Heizsysteme optimiert, und die Eigentümerstruktur – viele ältere Höfe oder Einfamilienhäuser – macht die Umstellung auf neue Systeme oft komplizierter als in urbanen Gebieten.

 

Jonas Rönnefarth: Hinzu kommt, dass viele kleine Kommunen mit begrenzten personellen Ressourcen arbeiten. Es fehlt oft an Fachpersonal, das sich intensiv mit der Wärmeplanung auseinandersetzen kann. Wir unterstützen Kommunen daher nicht nur bei der Erstellung des Kommunalen Wärmeplans, sondern auch darüber hinaus in der Umsetzung. Toll im ländlichen Raum ist die Verbundenheit der Bevölkerung untereinander und mit der Region, zudem die geringere Bürokratie aufgrund kleinerer Verwaltungen. Das erleichtert die Umsetzung der Energiewende durch die Menschen vor Ort – ein Schlüsselfaktor!  

 

DEKOM: Wie reagieren die Bürger auf diese Planungen? Gerade in Thüringen gibt es ja Vorbehalte gegenüber der Energiewende, wenn man sich Wahlergebnisse anschaut.

 

Dr. Kersten Roselt: Die Reaktionen sind gemischt. Viele Menschen sind durchaus offen für nachhaltige erneuerbare Energieversorgung, wenn sie erkennen, dass sie langfristig Kosten spart und Versorgungssicherheit bietet. Skepsis entsteht oft, wenn die Maßnahmen als von oben diktiert empfunden werden oder wenn die Kostenfrage ungeklärt ist.

 

Jonas Rönnefarth: Unser Ansatz ist daher, frühzeitig in den Dialog mit den Bürgern zu treten. Wenn sie verstehen, warum z.B. eine Wärmewende notwendig ist und welche Vorteile sie bringt, steigt die Akzeptanz deutlich. Es ist wichtig, realistische Alternativen aufzuzeigen, transparent über Kosten zu sprechen und pragmatische Lösungen anzubieten. Wenn die Energiewende als Chance begriffen wird – nachhaltig, selbstbestimmt und regional verankert – dann bietet die Umsetzung enorme Potenziale.

 

DEKOM: Sie haben mehrfach betont, dass Förderprogramme für Kommunen eine wichtige Rolle spielen. Nun gibt es Änderungen bei der Förderung der Integrierten energetischen Quartierskonzepte. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?

 

Dr. Kersten Roselt: Die bisherige Förderung von Quartierskonzepten war ein wichtiges Instrument, gerade für Dörfer, um Transformationsprojekte in Gang zu bringen. Der unangekündigte Abbruch der Förderung KfW 432 war daher für viele eine Katastrophe. Es fehlt eine klare Perspektive für eine langfristige, verlässliche Unterstützung. Gerade für kleinere Städte und Gemeinden, die auf externe Expertise angewiesen sind, kann das zum Problem werden. Wir setzen uns vehement dafür ein, dass mit der Aufnahme des Klimaschutzes ins Grundgesetz die Förderung „Energetische Stadtsanierung“ (KfW 432) wieder aufgenommen wird.

 

Jonas Rönnefarth: Auch die Kommunale Wärmeplanung ist eine langfristige Aufgabe. Wenn Förderstrukturen für deren Umsetzung kurzfristig geändert oder reduziert werden, führt das zu Unsicherheit – sowohl bei den Kommunen als auch bei den Fachplanern. Wir brauchen hier eine stabile Förderkulisse, damit Kommunen verlässlich planen können und nicht von Jahr zu Jahr auf neue Programme hoffen müssen.

 

DEKOM: Welche Empfehlungen haben Sie für Bürgermeister ländlicher Kommunen, die sich mit der Wärmeplanung noch schwertun?

 

Dr. Kersten Roselt: Mein wichtigster Rat ist: Fangen Sie an! Der erste Schritt muss nicht gleich ein fertiges Konzept sein. Eine Bestandsaufnahme, ein Austausch mit anderen Kommunen oder eine Machbarkeitsstudie können wertvolle Startpunkte sein. Und nutzen Sie die verfügbaren Förderprogramme – es gibt viele Unterstützungsangebote auch in den Ländern, gerade für kleinere Kommunen.

 

Jonas Rönnefarth: Und holen Sie frühzeitig Bürger und lokale Akteure mit ins Boot. Wärmeplanung ist kein reines Verwaltungsthema, sondern betrifft alle vor Ort. Transparenz und Beteiligung sind der Schlüssel zum Erfolg. Kommunen, die frühzeitig informieren und Dialogformate anbieten, haben deutlich bessere Chancen, dass ihre Wärmeprojekte auf Akzeptanz stoßen.

 

DEKOM: Vielen Dank für das Gespräch

Über die EnergieWerkStadt® eG

Die Thüringer Genossenschaft EnergieWerkStadt ist ein interdisziplinäres Team aus Energiefachleuten, Stadtplanern, Architekten, Ökologen und Geologen, Klimaschützern, Mobilitätsfachleuten und Softwareentwicklern. Die EnergieWerkStadt bietet Lösungen für eine Vielzahl von Anwendergruppen. Von der energetischen Sanierung und Klimaanpassung einzelner Gebäude und Industriekomplexe über Freiflächenentwicklung bis hin zu komplexen Quartieren finden wir für Sie Lösungen zur Dekarbonisierung und nachhaltigen Transformation, erarbeiten Finanzierungspläne und erstellen Versorgungskonzepte – alles mit der größtmöglichen Ressourcenschonung. (DEKOM, 24.03.2025) Mehr zur Energie-Werk-Stadt hier…