Deutscher Kommunalimnformationsdienst 20. August 2025

 Wasserversorgung bei Hitze und Trockenheit – Versorgung gesichert, aber Druck steigt

Auch wenn der Juli vielerorts sprichwörtlich ins Wasser gefallen ist, sehen sich die kommunalen Wasserversorger in Deutschland zunehmend mit den Folgen von Hitze und Trockenheit konfrontiert. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) unter 127 kommunalen Wasserversorgern. Der Druck auf die Systeme wächst – und mit ihm der Handlungsbedarf. „Die kommunale Wasserwirtschaft ist der Herausforderung gewachsen, aber die Belastung nimmt zu“, sagt Karsten Specht, VKU-Vizepräsident. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen berichten von einer steigenden Nachfrage in Hitzeperioden (45 Prozent). Gut ein Viertel hatte in den vergangenen Jahren bereits zeitweise mit infrastrukturellen (16 Prozent) oder ressourcenseitigen Engpässen (13 Prozent) zu kämpfen. Besonders in Regionen mit knappen Wasserressourcen oder Infrastruktur, die nicht auf derartige Nachfragespitzen ausgelegt wurde, könnte es im Sommer zu zeitweisen Engpässen in der Versorgung kommen. „Unsere Infrastruktur ist gut in Schuss und wurde zu großen Teilen in Zeiten geplant und gebaut, in der andere Regenmengen, Temperaturen und Nachfragespitzen üblich waren. Dadurch kann es in Hitzeperioden örtlich und temporär zu Engpässen kommen“, so Specht. Langfristig erwarten zwei Drittel der Befragten eine moderate (57 Prozent) bis deutliche Zunahme von Engpässen (18 Prozent). Vielerorts waren und sind Nutzungsbeschränkungen bereits Realität: Rund 25 Prozent der Unternehmen berichten von behördlichen Auflagen oder Nutzungseinschränkungen. Fast jedes zweite Unternehmen geht während anhaltender Hitzeperioden verstärkt auf die Kundinnen und Kunden zu und ruft zu einem sorgsamen Umgang mit Wasser auf. Damit sollen Überlastungen verhindert werden. „Durch den Klimawandel rechnen wir mit häufigeren Hitze- und Dürreperioden. Daran müssen wir uns anpassen“, erklärt Specht. Die Unternehmen reagieren: Sie setzen auf Kooperationen, Infrastrukturmaßnahmen und Kommunikation mit Großabnehmern und Kundinnen und Kunden. Besonders häufig genannt wurden u.a. Investitionen in die Anpassung der Infrastruktur. Um die Wasserversorgung langfristig zu sichern, braucht es laut VKU jedoch auch politische Unterstützung: Am häufigsten wird der Vorrang für die öffentliche Wasserversorgung bei Nutzungskonflikten genannt. Zudem sollten Planungs- und Genehmigungsverfahren für Klimaanpassungsmaßnahmen vereinfacht und Fördermittel für den Umbau zu einer klimaresilienteren Infrastruktur bereitgestellt werden, damit Entgelte bezahlbar bleiben. In puncto Fördermittel für den Umbau zur klimaresilienten Infrastruktur hofft der VKU auf Mittel aus dem Sondervermögen für Infrastrukturinvestitionen. Ländern und Kommunen dürfen zwar ihren Anteil am 100 Milliarden Sondervermögen auch für Investitionen in die Wasserwirtschaft nutzen. Diese Klarstellung hat die kommunale Wasserwirtschaft im bisherigen Verfahren bereits erreicht. Aber eine solche Regelung fehlt noch im Sondervermögens Infrastruktur und Klimaneutralität (SVIKG) des Bundes. Hier fordert der VKU, dass der Bundestag nachjustiert und auch die Wasserwirtschaft im Sondervermögen des Bundes explizit berücksichtigt. „Die kommunale Wasserwirtschaft ist vorbereitet und macht ihre Hausaufgaben. Zuverlässige Versorgung ist unser Job und den nehmen wir auch unter schwieriger werdenden Rahmenbedingungen ernst. Aber dafür braucht es die richtigen Rahmenbedingungen von der Politik, damit unsere Wasserversorgung auch in Zukunft sicher und bezahlbar bleibt.“, so Specht. (VKU, 18.08.2025) Ganzer Artikel hier…

 

 

Trinkwasserbrunnen als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge

Auch dieser Sommer hat wieder gezeigt, wie stark anhaltende Hitzeperioden die Menschen in Städten und Gemeinden belasten. Temperaturen über 30 Grad treten inzwischen regelmäßig auf und wirken sich unmittelbar auf Gesundheit und Wohlbefinden aus. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Kinder und Personen mit Vorerkrankungen. Kommunen stehen daher unter akutem Handlungsdruck, ihre öffentliche Infrastruktur an diese Bedingungen anzupassen. Ein zentraler Baustein dabei: der gesicherte Zugang zu sauberem Trinkwasser im öffentlichen Raum. Längere und intensivere Hitzeperioden führen zu mehr Dehydrierungen, Kreislaufproblemen und zusätzlichen Rettungseinsätzen. Gleichzeitig erwarten Bürgerinnen und Bürger, dass öffentliche Räume auch unter Extremwetterbedingungen sicher und attraktiv bleiben. Ohne entsprechende Vorkehrungen steigt das Gesundheitsrisiko, und es drohen negative Auswirkungen auf das städtische Leben und die Aufenthaltsqualität.

Die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser an frei zugänglichen Orten ist Teil der kommunalen Daseinsvorsorge. Mit der Umsetzung der EU-Trinkwasserrichtlinie wurde die Bedeutung dieser Aufgabe nochmals hervorgehoben. Leitungsgebundene Trinkwasserbrunnen können helfen, gesundheitliche Risiken zu verringern, die Aufenthaltsqualität zu steigern und zugleich zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele beizutragen.

Trinkwasserbrunnen können flexibel in das Stadt- und Ortsbild integriert werden. Geeignete Standorte sind Marktplätze, Fußgängerzonen, Parks, Sportanlagen, Wander- und Radwege sowie Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs. Auch in der Nähe von Schulen, Kindergärten oder Senioreneinrichtungen leisten sie einen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge. Damit verbinden Kommunen Gesundheits- und Klimaschutz mit einer sichtbaren Aufwertung öffentlicher Räume.

Eine praxisbewährte Umsetzung bietet EBERO FAB in Zusammenarbeit mit dem Trinkwasserspezialisten BEULCO. Die Brunnen sind leitungsgebunden, für den dauerhaften Einsatz im öffentlichen Raum konstruiert und erfüllen die Anforderungen der Trinkwasserverordnung. Sie bestehen aus trinkwassergeeigneten Materialien, sind gegen Vandalismus und Witterungseinflüsse geschützt und verfügen über barrierefreie Bedienelemente wie ergonomische Höhe, Brailleschrift und gut lesbare Beschriftung.

Hygienische Details wie ein Berührungsschutz am Auslaufhahn, isolierte Leitungen und die Möglichkeit zur Spülung sichern die Wasserqualität dauerhaft. Eine Serviceklappe erleichtert Wartung sowie Auf- und Abbau – auch für einen saisonalen Betrieb. Das schlichte, funktionale Design ermöglicht eine unauffällige Integration ins Stadtbild.

Vor der Installation ist die Abstimmung mit dem zuständigen Wasserversorger erforderlich. Nach dem Anschluss an das Trinkwassernetz muss vor Inbetriebnahme die Genehmigung des Gesundheitsamtes vorliegen. Dieses führt auch im laufenden Betrieb regelmäßige Wasserproben durch. Ergänzend sind Eigenkontrollen empfehlenswert, um den hygienischen Betrieb dauerhaft sicherzustellen. DEKOM, 20.08.2025 Mehr Infos hier…

Über EBERO FAB
EBERO FAB ist ein spezialisierter Anbieter für die Beschaffung und Logistik von Produkten und Lösungen im Bereich kommunaler Infrastruktur. Das Unternehmen unterstützt Städte, Gemeinden und kommunale Betriebe bei der Auswahl, Bereitstellung und Umsetzung praxisgerechter Technologien – von der Planung bis zur operativen Umsetzung – in enger Zusammenarbeit mit etablierten Partnern.

Über BEULCO
BEULCO ist ein deutscher Hersteller von Systemlösungen für die Trinkwasserversorgung mit Sitz in Attendorn (Nordrhein-Westfalen). Das Unternehmen entwickelt und produziert langlebige Produkte aus hochwertigen Werkstoffen, die auf Sicherheit, Hygiene und Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. Zum Portfolio zählen unter anderem Armaturen, Verbindungssysteme und Lösungen für den Betrieb leitungsgebundener Trinkwasserbrunnen im öffentlichen Raum.

 

Nachgefragt: Ein Leuchtturmbeispiel für Kooperation zwischen Gemeinde und lokaler Wirtschaft

Wie sich das in der Praxis umsetzen lässt, zeigt das Beispiel der schleswig-holsteinischen Gemeinde Stapel. Dort wurde mit Unterstützung von EBERO FAB und BEULCO ein Trinkwasserbrunnen am Eiderstrandbad installiert – als gemeinschaftlich gestemmtes Projekt von Kommune, Wirtschaft und lokalem Handwerk. Wir haben bei Bürgermeister Jörg Lundelius nachgefragt.

 

DEKOM: Herr Lundelius, wie kam es zur Idee, einen Trinkwasserbrunnen am Eiderstrandbad aufzustellen?

 

Lundelius: Die Initiative kam von EBERO FAB, die ja mit einem Betriebsstandort in Stapel vertreten sind. Der Betriebsleiter Uwe Gabbiers hat den Kontakt hergestellt und gefragt, ob wir uns einen Trinkwasserbrunnen am Eiderstrand vorstellen könnten – als Beitrag zur Aufenthaltsqualität und als praktische Hilfe bei Hitze. Das fanden wir sofort sinnvoll und haben das Projekt gemeinsam mit BEULCO und dem regionalen Brunnenbauer H. Iwers & Sohn schnell umgesetzt.

 

DEKOM: Was genau ist das Eiderstrandbad – und warum war das der richtige Ort?

 

Lundelius: Das Eiderstrandbad ist eine Naturbadestelle mit kleinem Hafen, Spiel- und Sportbereichen, Beachvolleyballfeld und Sanitäranlagen. An schönen Tagen sind hier schnell 200 bis 300 Menschen unterwegs – für unsere eher kleine Gemeinde ist das ein zentraler Treffpunkt. Da passt ein frei zugänglicher Trinkwasserbrunnen hervorragend ins Bild – gerade mit Blick auf Tourismus, Klimaanpassung und Gesundheitsvorsorge.

 

DEKOM: Wie aufwendig war die Umsetzung für die Gemeinde?

 

Lundelius: Tatsächlich sehr unkompliziert. Ich bin selbst gelernter Netzmeister im Bereich Trinkwasser und habe direkt gesehen: Das geht schnell, wenn man gute Partner hat. BEULCO, EBERO FAB und der regionale Rohrleitungsbauer haben das als Gemeinschaftsaktion gestemmt – als Spende und im besten Sinne für unsere Bürgerinnen und Bürger. Das zeigt auch: Wenn das Verhältnis zwischen Gemeinde und lokaler Wirtschaft stimmt, dann lässt sich viel auf kurzem Weg bewegen.

 

Digitale Lagerprozesse im kommunalen Versorgungsbetrieb: Steinburg als Vorreiter

Die Stadtwerke Steinburg gehen gemeinsam mit Iptor multiflex und T3E Logistik neue Wege im Material- und Prozessmanagement. In einem umfassenden Digitalisierungsprojekt haben die Stadtwerke, die Teile der Kreise Steinburg und Dithmarschen in Schleswig-Holstein mit Strom und Wärme versorgen, ihre Lager- und Bestellprozesse grundlegend modernisiert.

 

Kernstück des Vorhabens ist die Integration des bisherigen papiergestützten Bestellwesens in den mx.Webshop von Iptor multiflex – verbunden mit einer engen Verzahnung der technischen und kaufmännischen Systeme sowie einer zentralen Disposition. Materialien können nun auftragsbezogen direkt von der Baustelle digital bestellt und passgenau kommissioniert werden. Die logistische Abwicklung übernimmt T3E Logistik, ein Tochterunternehmen von EBERO FAB.

 

Die Vorteile liegen auf der Hand: weniger Verwaltungsaufwand, mehr Transparenz, höhere Versorgungssicherheit – und laut Marc Flindt (Leiter Planung und Projektierung) eine spürbare Entlastung für Bauleiter und Monteure. Nahezu 95 Prozent der Materialabrufe erfolgen inzwischen digital.

 

Im Gespräch mit DEKOM erläutert Geschäftsführer René Quurk, wie die konsequente Digitalisierung zur Standardisierung beigetragen hat, welche Rolle interne Kompetenzen und externe Partner gespielt haben – und warum das Modell für andere Stadtwerke interessant sein könnte.

 

DEKOM: Herr Quurk, Sie haben das Material- und Prozessmanagement bei den Stadtwerken Steinburg grundlegend neu aufgestellt. Was war der Auslöser?

 

René Quurk: Als ich bei den Stadtwerken Steinburg angefangen habe, war schnell klar: Die Prozesse im Lager- und Baustellenmanagement waren veraltet und ineffizient. Die Personalkosten waren hoch, die Bestände oft überaltert, und es wurde viel Papier bewegt – etwa Zettelwirtschaft zwischen Monteuren und Meistern. Material wurde teils lieber neu bestellt als aus dem Lager entnommen, weil das einfacher war. Wir hatten keine echte Transparenz.

 

DEKOM: Wie sind Sie an das Problem herangegangen?

René Quurk: Wir sind das Thema systematisch und zielgerichtet angegangen. Unser Anspruch war es, das Materialhandling zu digitalisieren, die Bestandsführung aus der Bilanz zu nehmen und einen Logistikpartner zu finden, der ein Teil des unternehmerischen Risikos mitträgt. Gleichzeitig war uns wichtig, dass die Einkaufs- und Vergabekompetenz im Haus verbleibt. Diese Verantwortung hat unsere Prokuristin Elina Hesse federführend übernommen – von der Ausgestaltung der Rahmenverträge bis zur Definition der technischen Standards. Die operative Umsetzung des Materialflusses haben wir dann an unseren Partner T3E Logistik ausgelagert.

 

DEKOM: Was hat sich konkret verändert?

René Quurk: Wir haben eine zentrale Disposition eingeführt – also keine dezentrale Entscheidung mehr auf Meisterebene, sondern gebündelt und auftragsbezogen. Parallel haben wir ein Webshop-System aufgebaut, das in unsere beiden ERP-Systeme – das kaufmännische und das technische – integriert ist. Der Webshop enthält alle Materialien mit Bildern, Lieferzeiten, Artikelnummern und den jeweils gültigen Rahmenvertragskonditionen. Wenn die Arbeitsvorbereitung den Auftrag freigibt, erfolgt die Kommissionierung automatisch über den Dienstleister.

 

DEKOM: Das klingt nach einem großen Digitalisierungsschritt. Wie wirkt sich das auf den Alltag Ihrer Monteure aus?

René Quurk: Deutlich spürbar. Der frühere Zeitverlust morgens am Lager entfällt komplett. Monteure erhalten vorkommissionierte Materialpakete, statt sich durch Regale zu suchen. Auf der Baustelle kann der Meister per iPad im Webshop direkt den Hausanschluss auswählen – inklusive Stückliste, Bildern und häufig nachbestellter Zusatzmaterialien. Alles wird direkt dem jeweiligen Auftrag zugeordnet.

 

DEKOM: Gibt es auch für Kleinmaterialien eine Lösung?

René Quurk: Ja, dafür nutzen wir ein Wiegesystem mit RFID-Chips. Monteure entnehmen Verbrauchsartikel wie Handschuhe, Dübel oder Schrauben personalisiert aus Automatenfächern. Das System wiegt die Entnahme, ordnet sie einem Auftrag zu – und verbucht automatisch. Der Vorteil: Der Verbrauch ist zurückgegangen, wir haben einen viel besseren Blick auf C-Artikel, und der Materialeinsatz ist transparent und regelkonform.

 

DEKOM: Was passiert bei Störungen außerhalb der Regelprozesse?

René Quurk:  Störungen haben immer Priorität und übersteuern alle Regelprozesse. In solchen Fällen wird das benötigte Material einfach direkt dem Lager entnommen und anschließend systemisch nacherfasst. Für Sonderbedarfe steht zusätzlich der Bereitschaftsdienst von T3E Logistik zur Verfügung. Es gibt klare Absprachen – keine Ticketsysteme, sondern direkte Lösungen innerhalb kürzester Zeit. Nur so bleibt die Akzeptanz hoch.

 

DEKOM: Sie erwähnten Einsparungen – gibt es dazu belastbare Zahlen?

René Quurk: Ja. Unsere ursprüngliche Wirtschaftlichkeitsrechnung wurde übertroffen. Nachträgliche Auswertungen haben ergeben, dass die Ersparnisse um rund 112 % über der ursprünglichen Kalkulation lagen. Das liegt nicht nur an geringeren Lagerkosten, sondern ebenfalls an effizienteren Prozessketten, mit einer präzisen Kommissionierung, deutlich weniger Materialrückbuchungen und spürbar reduzierten Fehlerquoten.

 

DEKOM: Ist Ihr Modell auch für kleinere Stadtwerke umsetzbar?

René Quurk: In der Grundstruktur: ja. Die Infrastruktur muss natürlich finanziert werden, aber durch Kooperationen lassen sich Skaleneffekte erzielen. Wir arbeiten zum Beispiel mit den Stadtwerken Wedel zusammen. Wichtig ist der Mut zur Veränderung – und der richtige Partner. Dann funktioniert das ebenso für kleinere und mittlere Stadtwerke.

 

DEKOM: Zum Schluss: Wer hatte bei Ihnen intern die entscheidenden Rollen?

René Quurk: Ganz klar: Ohne das Engagement von Elina Hesse, die die Projektorganisation übernommen und mit großem Sachverstand die Einkaufs- und Vertragsstruktur verantwortet hat, wäre das Projekt nicht in dieser Qualität realisierbar gewesen. Marc Flindt, unser Planungsleiter, hat das Thema mit enormer Klarheit und Prozessdisziplin begleitet – gerade in der technischen Umsetzung. Beide haben maßgeblich dazu beigetragen, dass unser System heute stabil, transparent und nahezu papierlos läuft. DEKOM, 20.08.2025 Mehr Infos hier…

 

Über die Stadtwerke Steinburg

Die Stadtwerke Steinburg GmbH ist die gemeinsame Servicegesellschaft der Stadtwerke Brunsbüttel, Glückstadt, Itzehoe und Wilster. Sie versorgt rund 79.000 Haushalte in den Kreisen Steinburg und Dithmarschen mit Strom, Gas und Wärme, betreibt ein 2.400 km langes Strom- und Gasnetz sowie ein 340 km langes Wassernetz und bildet jährlich 15 Auszubildende aus.

 

Ihr zentraler Anspruch: Versorgungssicherheit und moderne Infrastruktur nachhaltig weiterzuentwickeln. Als kommunale Energie‑ und Infrastrukturversorger treiben sie dabei wichtige Zukunftsthemen voran – etwa Digitalisierung, Klimaschutz, Elektromobilität und Mobilitätswende. Die Stadtwerke setzen auf effiziente Kooperationen: Durch das Verbundsmodell bündeln sie technische und kaufmännische Aufgaben – das führt zu Synergieeffekten, optimierten Abläufen und wettbewerbsfähigen Konditionen, die auch Arbeitsplätze sichern. www.stadtwerke-steinburg.de

 

 

„KI kann entlasten, aber nicht ersetzen“

Doppelinterview mit Ministerin Ina Scharrenbach und Prof. Arne Schönbohm über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der kommunalen Verwaltung

 

Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) beschäftigt derzeit viele Kommunen – doch vielerorts herrscht Unsicherheit: Welche Potenziale hat KI für die Verwaltungspraxis? Welche rechtlichen Fragen sind zu beachten? Und wie gelingt der Einstieg? Der Deutsche Kommunalinformationsdienst (DEKOM) hat dazu ein Doppelinterview mit Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, und Prof. Arne Schönbohm, Präsident der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung (BAKÖV), geführt. Beide waren sich einig: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um KI aktiv zu erproben – aber mit Augenmaß.

 

Frau Scharrenbach, Studien beziffern das Effizienzpotenzial von KI in der öffentlichen Verwaltung auf rund 24 Milliarden Euro. Wo sehen Sie den größten Hebel?

 

Ina Scharrenbach: Künstliche Intelligenz wird derzeit als Heilsbringer gehandelt – aber wie schon bei der Digitalisierung gilt: Ohne Standardisierung und Zentralisierung keine Automatisierung. Nur dann lässt sich KI überhaupt sinnvoll einsetzen. Ihr Vorteil liegt klar in der Entlastung von Routinetätigkeiten. Die Mitarbeitenden können sich so stärker den Fällen widmen, bei denen menschliches Ermessen gefragt ist. Perspektivisch wird sich auch das weiterentwickeln – dann kann KI in einfachen Fällen selbstständig Entscheidungen vorbereiten. Es gibt heute schon kommunale Behörden, die KI im Rahmen von Vorprüfungen von Anträgen einsetzen.  Zur Vorprüfung von Wohngeldanträgen setzen einige kommunale Behörden, wie etwa Nürnberg, KI ein. Damit sparen sie rund 90 Prozent an Zeit.  Das sind Vorreiter, von den kann man lernen. Nehmen Sie beispielsweise Essen: Hier wird der Gewerbesteuerbescheid rein digital gefertigt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang wichtig, dass man beim Einsatz von KI dies gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern auch transparent macht. Das ist auch vor dem Hintergrund wichtig, weil ich der festen Überzeugung bin, dass aufgrund der der rasanten Entwicklung von KI das Recht nicht hinterherkommt.

 

Herr Professor Schönbohm, Sie sprechen oft lieber von maschinellem Lernen statt von Künstlicher Intelligenz. Warum ist diese Unterscheidung für Kommunen wichtig?

 

Prof. Arne Schönbohm: Maschinelles Lernen bedeutet im Grunde: Ich analysiere, wie ein Verwaltungsakt entsteht. Gibt es ein klares Ja oder Nein, oder besteht ein Ermessensspielraum? Diese Muster lassen sich gut maschinell abbilden. Künstliche Intelligenz im engeren Sinn geht einen Schritt weiter: Sie soll auch in Graubereichen – also bei Entscheidungen mit Ermessensspielraum – agieren können. Soweit sind wir aber noch nicht. Derzeit prüfen wir eher, ob eine maschinelle Entscheidung plausibel ist – das verändert die Rolle der Verwaltung grundlegend. Es geht mehr um Qualitätssicherung als um originäre Einzelfallbearbeitung.

 

Viele Bürgermeister berichten uns von großer Unsicherheit – vor allem bei der Frage nach der Rechtssicherheit. Was empfehlen Sie Kommunen?

 

Ina Scharrenbach: Wir erleben eine enorme Zunahme an Regulierung – durch EU-Recht, Bundesgesetze, Landesverordnungen.  Das hindert bei der Einführung neuer Software oder KI-Assistenten. Zudem gibt eine Diskrepanz zwischen digitaler und analoger Welt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen genau, wie man mit einer analogen Akte umgeht. Zum Beispiel dürfen nirgendwo Klarnamen rausgehen. In der Welt der KI herrscht hier eine gewisse Unsicherheit. Aber auch dort müssen die gleichen Standards gelten. Das heißt die Verfahrensweisen bleiben gleich.

 

Prof. Arne Schönbohm: Es gibt heute schon Kommunen, die KI im Vorprüfungsprozess einsetzen – zum Beispiel bei Wohngeldanträgen. In Süddeutschland konnte der Aufwand so um bis zu 90 % reduziert werden. Auch Hessen verschickt bereits digitale Werbesteuerbescheide. In Nordrhein-Westfalen gibt es eine Kommune, die Grundsteuerbescheide mit KI erstellt. Diese Best-Practice-Beispiele zeigen: KI kann effektiv unterstützen – vorausgesetzt, man kommuniziert offen: „Hier wurde KI zur Vorprüfung eingesetzt, die finale Entscheidung lag beim Menschen.“ Wir müssen aufpassen, dass Recht nicht zum Innovationshemmnis wird. Der europäische Gesetzgeber nimmt durch zu enge Vorgaben oft die Luft zum Atmen – auch bei der DSGVO. In Deutschland wird Datenschutz teils übertrieben streng ausgelegt, was KI-Einsatz unnötig erschwert.

 

Stichwort NRW Genius – wie ist der Stand bei Ihrem landeseigenen KI-Assistenten?

 

Ina Scharrenbach: NRW-Genius befindet sich derzeit in einer erweiterten Testphase. Er läuft im Landesverwaltungsnetz – einem gesicherten Netz, das traditionell nicht direkt mit kommunalen IT-Strukturen verbunden ist. Ziel ist es, auch Kommunen daran teilhaben zu lassen. Dazu prüfen wir derzeit technische Lösungen für eine sichere Anbindung. Langfristig wollen wir eine KI, die auf den öffentlichen Dienst insgesamt zugeschnitten ist.

Herr Schönbohm, Sie fordern weniger Reallabore und mehr spezialisierte Kompetenzzentren. Wie steht es um die Umsetzung?

 

Prof. Arne Schönbohm: Zentralisierung ist kein Selbstzweck. In vielen Fällen sind spezialisierte „Schnellboote“ effizienter als große „Tanker“. Nürnberg ist ein gutes Beispiel: Dort wird KI beim Wohngeld eingesetzt – mit deutlich geringerem Personalbedarf als in vergleichbaren Städten. Auf Bundesebene arbeiten wir mit KIPITZ einem Labor zur KI-Testung in der Bundesverwaltung. Ergänzend haben wir den sogenannten KEKS entwickelt – einen KI-Kompetenzschein. Damit können Mitarbeitende nachweisen, dass sie über das nötige Wissen zum KI-Einsatz verfügen. Ein Beispiel guter Zusammenarbeit: In der Digitalakademie des Bundes nehmen auch Landesverwaltungen teil – zuletzt auch eine Abteilungsleiterin aus NRW. Solche Initiativen stärken das Vertrauen zwischen den Ebenen.

 

Letzte Frage: Was raten Sie Bürgermeistern, die jetzt konkret handeln wollen?

 

Ina Scharrenbach: Sowohl als auch. Viele Kommunen sind schon sehr gut unterwegs. Kommunen sollten ausprobieren – und sich gleichzeitig vorbereiten. Wir haben als Land einen Rahmenvertrag zur KI-gestützten Beschaffung abgeschlossen, inklusive begleitender Schulungen. Wichtig ist, nicht auf Perfektion zu warten. Wir sollten auch mit 80 % starten, statt auf die 100 % zu warten. Sonst sind wir zu langsam.

 

Prof. Arne Schönbohm: Ich stimme Frau Scharrenbach voll zu. In der Bundesverwaltung sprechen wir von „KI-gestütztem Arbeiten“. Mein Tipp: Mut haben! Wie damals beim Internet: Auch da dachten manche, sie könnten es „kaputt machen“. Nein – einfach machen. Klar ist auch: In den nächsten zehn Jahren gehen rund 100.000 Bundesbeamte in Pension – die werden wir nicht alle ersetzen können. KI kann helfen, mit weniger Personal mehr zu erreichen. Nicht, indem sie Menschen ersetzt, sondern indem sie entlastet. Das Beispiel Nürnberg zeigt, wie es geht. DEKOM, 20.08.2025

 

Künstliche Intelligenz in der Stadtverwaltung: Wie Kommunen von Urban KI profitieren können

Künstliche Intelligenz gilt als Schlüsseltechnologie für eine leistungsfähige und bürgernahe Verwaltung – doch wie gelingt der Einstieg in der kommunalen Praxis? Das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt Urban KI entwickelt gemeinsam mit Kommunen konkrete Anwendungsbeispiele, etwa für die automatisierte Aktenverarbeitung, barrierefreie Chatbots oder intelligente Kartenanwendungen. Im Zentrum steht dabei nicht die Technik allein, sondern die Frage: Wie lassen sich KI-Lösungen rechtssicher, praxistauglich und wirtschaftlich in den Verwaltungsalltag integrieren? Und was können Städte und Gemeinden tun, um frühzeitig Anschluss an diese Entwicklung zu finden? DEKOM hat mit Prof. Dr. Julia Frohne, Mitglied des Leitungsteams von Urban KI an der Westfälischen Hochschule, über die bisherigen Erfahrungen, typische Hürden – und konkrete Empfehlungen für Kommunalverwaltungen gesprochen.

DEKOM: Frau Professor Frohne, wie ist Urban KI organisiert?

Frohne: Urban KI ist ein Verbundprojekt unter Leitung der Westfälischen Hochschule. Im Leitungsgremium arbeite ich mit Prof. Dr. Christian Kuhlmann und Prof. Dr. Karin Küffmann zusammen. Tobias Urban koordiniert das Programm technisch und organisatorisch. Sven Tomfohrde übernimmt die Projektkommunikation.

DEKOM: Worum geht es konkret?

Frohne: Ziel ist es, anwendungsorientierte KI-Lösungen für Kommunen zu entwickeln – in enger Zusammenarbeit mit der Verwaltungspraxis. Die entstehenden Prototypen werden Open Source bereitgestellt, damit andere Städte und Gemeinden davon profitieren können.

DEKOM: Wie ist der Stand der Umsetzung?

Frohne: Die Prototypen sind derzeit in der Entwicklung. Erste Anwendungsfälle betreffen zum Beispiel die Digitalisierung von Bauakten, barrierefreie Informationszugänge oder interaktive Stadtpläne mit Sprachsteuerung. Erste Ergebnisse erwarten wir im Spätsommer.

DEKOM: Was läuft gut, wo gibt es Hürden?

Frohne: Die Kooperationsbereitschaft der Kommunen ist hoch – das ist sehr erfreulich. Herausfordernd ist allerdings die große Heterogenität: Datenschutz, Datenverfügbarkeit und technische Infrastruktur unterscheiden sich stark. Auch die Ressourcenfrage spielt eine zentrale Rolle. Viele Kommunen sind zwar fachlich interessiert, aber organisatorisch überlastet. Es fehlt nicht an Bereitschaft – sondern an Zeit, Geld und personellen Kapazitäten. Umso wichtiger ist es, dass sie nicht bei null anfangen müssen. Unsere Open-Source-Lösungen können hier ein Einstiegspunkt sein.

DEKOM: Ist das auch ein Plädoyer für interkommunale Zusammenarbeit?

Frohne: Unbedingt. Es ist ineffizient, wenn jede Kommune eigene KI-Lösungen entwickelt. Besser wäre es, wenn sich Regionen oder kommunale IT-Dienstleister zusammenschließen und gemeinsam tragfähige Lösungen etablieren – technisch und organisatorisch.

DEKOM: Was kann die Landes- oder Bundesebene dazu beitragen?

Frohne: Es braucht verbindliche Rahmenbedingungen – etwa Musterregelungen für die Nutzung von Sprachmodellen oder datenschutzkonforme Anwendungshinweise. Heute muss jede Kommune vieles selbst klären oder externe Gutachten beauftragen – das kostet Geld und Zeit.

DEKOM: Und wie steht es um die Verwaltungsleitung?

Frohne: Die Rolle der Führungskräfte ist entscheidend. Wenn die Bürgermeisterin oder der Bürgermeister nicht hinter dem Thema steht, bewegt sich in der Verwaltung kaum etwas. Leider erleben wir auch, dass sich gerade auf Leitungsebene manche aus Bequemlichkeit oder Unsicherheit verweigern.

DEKOM: Was raten Sie, um KI trotz dieser Hürden zu etablieren?

Frohne: Es braucht keine Massen an KI-Fachleuten – sondern mutige Kommunen, die mit gut verständlichen Lösungen arbeiten. Dazu gehören niedrigschwellige Angebote, KI-Botschafterinnen und Botschafter innerhalb der Verwaltung und Austauschformate, in denen voneinander gelernt werden kann.

DEKOM: Und wie kann man das Thema strategisch verankern?

Frohne: Wir brauchen ein neues Verständnis von Change-Management. Die Einführung von KI ist nicht in erster Linie ein technisches Projekt – sondern ein kultureller Wandel. Wenn klar ist, dass KI Mitarbeitende entlastet statt sie zu ersetzen, wächst auch die Akzeptanz.

DEKOM: Was ist Ihre Vision für die kommunale Praxis?

Frohne: Wenn Kommunen künftig sagen können: „Wir haben nicht mehr Personal – aber einen digitalen Kollegen, der uns unterstützt“, dann haben wir viel erreicht. KI kann zum virtuellen Mitarbeiter werden – vorausgesetzt, sie ist rechtssicher, verständlich und gut eingebettet.

DEKOM: Vielen Dank für das Gespräch. (DEKOM/Urban KI, 20.08.2025) Mehr Infos hier…

Kommunale Kläranlagen im Wandel: Neue Wege gegen Mikroschadstoffe

Spurenstoffe wie Arzneimittelrückstände, Röntgenkontrastmittel oder Pestizide gelten als zunehmende Herausforderung für Gewässer- und Trinkwasserschutz. Die herkömmliche Abwasserreinigung stößt hier an ihre Grenzen. Der Deutsche Kommunalinformationsdienst (DEKOM) sprach mit Prof. Dr.-Ing. Henning Knerr, Experte für Siedlungswasserwirtschaft an der Technischen Universität Kaiserslautern, über die Risiken dieser Mikroschadstoffe, die technischen Möglichkeiten ihrer Entfernung und das Potenzial von Simulationsmodellen wie „StoffFLUSS“ für eine strategische Maßnahmenplanung in Kommunen.

 

DEKOM: Kommunale Kläranlagen schaffen es bisher nur unzureichend, Spurenstoffe wie Arzneimittelrückstände, Röntgenkontrastmittel oder Pestizide aus dem Abwasser zu entfernen. Messungen in Mainz zeigen zum Beispiel, dass täglich noch eine Diclofenac-Fracht in den Rhein gelangt, die umgerechnet etwa 100 Tuben Diclofenac-haltiger Sportsalbe entspricht. Warum sind solche Mikroschadstoffe selbst in kleinsten Konzentrationen so gefährlich für Gewässer und Trinkwasser? Und wann wurde deutlich, dass die herkömmliche Abwasserreinigung hier an ihre Grenzen stößt?


Knerr: Unter dem Begriff Spurenstoffe versteht man synthetische und natürliche Substanzen, die in Konzentrationen von wenigen Nano- bis Mikrogramm pro Liter (10⁻⁶ bis 10⁻⁹ g/l) in Gewässern vorkommen – also in extrem geringen Mengen. Dennoch können sie bereits grundlegende biochemische Prozesse in der Natur beeinflussen. Viele Spurenstoffe sind persistent, also langlebig, und hochmobil – das heißt, sie werden kaum abgebaut, verbleiben im Wasserkreislauf und werden mit dem Wasserstrom weitertransportiert. Das birgt zwei Gefahren: Zum einen können sie sich in der Umwelt anreichern und zu chronischen Schäden führen. Zum anderen können sie lokal und temporär in hohen Konzentrationen akut toxisch wirken. Beispiele sind die Hemmung der Photosynthese durch Herbizide, Beeinträchtigungen der Fortpflanzung bei Fischen durch Hormone oder Organschäden durch Schmerzmittel. Auch Süßstoffe stehen im Verdacht, das Nervensystem von Fischen zu beeinflussen. Eintritt ins Trinkwasser ist möglich – mit potenziellen Gesundheitsrisiken für den Menschen. Konventionelle Kläranlagen sind auf die Entfernung von Feststoffen, Nährstoffen und organischer Substanz ausgelegt – nicht auf Spurenstoffe. Erst seit etwa 20 Jahren können wir Substanzen in so niedrigen Konzentrationen überhaupt messen. Ab da wurde klar, dass die klassische Reinigung nicht ausreicht.

 

DEKOM: Sie untersuchen auch, woher diese Spurenstoffe stammen und wie sie sich in Flüssen verteilen. Wie lässt sich wissenschaftlich nachweisen, woher solche Mikroschadstoffe stammen, und welche Hauptquellen lassen sich heute identifizieren? Welche Rolle spielt Ihr StoffFLUSS-Simulationsmodell dabei?

 

Knerr:  Der Haupteintragspfad für viele Spurenstoffe in Gewässer sind kommunale Kläranlagen. Zwar erfolgt dort ein teilweiser Abbau – etwa biologisch, über Sorption oder Verflüchtigung –, aber der ist nicht gezielt auf Spurenstoffe ausgerichtet. Je nach Stoffeigenschaft (z. B. Polarität, Löslichkeit, Sorptionsverhalten) werden die Stoffe sehr unterschiedlich gut entfernt:

 

  • Ibuprofen zum Beispiel wird sehr gut (>90 %) entfernt
  • Diclofenac dagegen nur schlecht (<25 %)
  • Das Röntgenkontrastmittel Amidotrizoesäure wird praktisch gar nicht eliminiert


Deshalb sind Gewässer einer dauerhaften Belastung ausgesetzt, und ein Großteil deutscher und europäischer Oberflächengewässer weist eine hohe Spurenstoffkonzentration auf. Zur Quantifizierung setzen wir Monitoringprogramme ein. Diese sind aber punktuell und zeitlich begrenzt. Deshalb nutzen wir ergänzend Modelle wie StoffFLUSS, ein Bilanzmodell, das ich entwickelt habe. Es berechnet für ganze Flusssysteme Herkunft, Verbreitung und Verbleib der Spurenstoffe.
Damit lassen sich verschiedene Maßnahmen – etwa technische Ausbaustrategien oder auch demografische Veränderungen – simulieren und bewerten. Das Modell ermöglicht eine mittel- bis langfristige Abschätzung von Gewässerbelastungen und die Wirksamkeit von Maßnahmenkombinationen über einzelne Messstellen hinaus.

 

DEKOM: Zur Entfernung von Spurenstoffen in der vierten Reinigungsstufe setzen Kläranlagen heute vor allem auf Ozonung (chemische Oxidation) und Aktivkohle-Adsorption. Membranverfahren kommen hingegen selten zum Einsatz, da sie sehr kostenintensiv sind. Wie schätzen Sie die technologische Machbarkeit der vierten Reinigungsstufe ein? Welche Verfahren halten Sie für besonders vielversprechend, wo liegen ihre Grenzen – und wie geht man mit besonders hartnäckigen Spurenstoffen um?

 

Knerr: Ozonung und Aktivkohle-Adsorption sind etablierte Verfahren zur gezielten Spurenstoffelimination. In Baden-Württemberg, NRW und der Schweiz sind bereits viele Kläranlagen mit diesen Verfahren ausgestattet. Beide Verfahren wirken breitbandig, also auf viele verschiedene Stoffe. Manche werden durch Oxidation besser entfernt (z. B. Diclofenac: 95 %), andere besser adsorptiv (Diclofenac: ca. 80 %). Insgesamt können beide Verfahren die in der EU-KARL geforderte mittlere Elimination von 80 % sicherstellen. Beide Verfahren stammen ursprünglich aus der Trinkwasseraufbereitung und sind langjährig erprobt. (DEKOM, 20.08.2025) Mehr Infos hier…

 

Über das Institut WIR an der Rheinlandpfälzischen technischen Universität Kaiserslautern:

Das Institut Wasser Infrastruktur Ressourcen – WIR ist ein themenbezogener Zusammenschluss der Fachgebiete Siedlungswasserwirtschaft (SiWaWi), Ressourceneffiziente Abwasserbehandlung (rewa) und des Zentrums für Innovative Abwassertechnologien (tectraa) an der RPTU Kaiserslautern Landau e.V.  Mehr Infos hier…

 

Digitale Wahlkompetenz für Kommunen – mit dem eLearning „votemanager“

cogniport unterstützt Kommunen bei der Schulung ihres Wahlpersonals. Wahlen sind ein zentraler Bestandteil demokratischer Prozesse – und zugleich ein organisatorischer Kraftakt für Städte, Gemeinden und Landkreise. Ob Kommunal-, Landtags- oder Bundestagswahl: Damit alles rechtskonform, reibungslos und effizient abläuft, braucht es vor allem eines – gut geschultes Personal in der öffentlichen Verwaltung.

Mit dem neuen eLearning-Angebot „votemanager“ bietet der kommunale Bildungsspezialist cogniport jetzt eine passgenaue digitale Lösung zur Schulung von Mitarbeitenden in der Wahlorganisation. Der Kurs ist auf der Lernplattform acadeMe verfügbar und vermittelt alle relevanten Inhalte rund um die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Wahlen – praxisnah, modular und jederzeit abrufbar.

Der Kurs richtet sich sowohl an Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger als auch an erfahrene Kräfte, die ihr Wissen auffrischen möchten. Vermittelt werden unter anderem Grundlagen der Wahlorganisation, Aufgaben und Zusammensetzung des Wahlausschusses, die Pflege des Wählerverzeichnisses, der Umgang mit Formularen und die effiziente Verwaltung des Wahlhelferpools. Auch die Parteienkomponente und die präzise Gebietseinteilung werden behandelt.

Gerade mit Blick auf die bevorstehende Kommunalwahl 2025 bietet der votemanager einen niederschwelligen Einstieg in die komplexe Materie – und eine nachhaltige Lösung für den Aufbau von Fachkompetenz in der kommunalen Wahlorganisation. Denn auch jenseits konkreter Wahltermine ist es sinnvoll, Know-how in der Verwaltung dauerhaft zu verankern.

Mit dem „votemanager“ unterstreicht cogniport einmal mehr seinen Anspruch, digitale Bildungslösungen speziell für die öffentliche Verwaltung bereitzustellen – flexibel, rechtssicher und praxisorientiert. Kommunen, die ihre Teams frühzeitig fit machen wollen, finden hier eine moderne und leicht integrierbare Qualifizierungsmaßnahme. Cogniport, 11.08.2025 Ganzer Artikel hier…

 

Ungewöhnliche Plakataktion in Hürth: Zivilgesellschaft ruft zur Kommunalwahl auf

Mit einer ungewöhnlichen Plakataktion wirbt eine zivilgesellschaftliche Initiative in der Stadt Hürth (NRW) für die Teilnahme an der Kommunalwahl am 14. September 2025. Unter dem Titel „Am 14. September wählen gehen“ hat die Initiative Wir-sind-Hürther gemeinsam mit dem Stadtjugendring drei aufmerksamkeitsstarke Plakatmotive entwickelt und im gesamten Stadtgebiet verteilt. Ziel der Aktion ist es, möglichst viele Bürgerinnen und Bürger zur Stimmabgabe zu motivieren – insbesondere auch junge Wählerinnen und Wähler. Die bewusst pointierten Motive setzen auf humorvolle und provokante Aussagen, um das Interesse der Passantinnen und Passanten zu wecken. Eines der Plakate zeigt etwa das Wort „Sex“ in großer Schrift, gefolgt von dem Hinweis: „Da ich nun Ihre Aufmerksamkeit habe: Am 14. September ist Kommunalwahl. Bitte gehen Sie wählen, das ist wie Zähneputzen: Macht man’s nicht, wird es braun.“ Derartige Formulierungen sollen, so die Initiatoren, bewusst zum Nachdenken anregen – ohne parteipolitische Aussagen oder Wahlempfehlungen zu enthalten. Hinter der Kampagne stehen engagierte Bürgerinnen und Bürger aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen. Einer der Mitinitiatoren ist der frühere Hürther Bürgermeister Walther Boecker, der sich seit vielen Jahren für bürgerschaftliches Engagement und politische Bildung einsetzt. „Wir wollen mit dieser Aktion ein Zeichen für demokratische Teilhabe setzen – und vor allem junge Menschen ermutigen, ihr Wahlrecht wahrzunehmen“, heißt es von Seiten der Initiative. Hintergrund ist unter anderem die Absenkung des Wahlalters bei Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen: Bereits 16-Jährige dürfen ihre Stimme abgeben. Die insgesamt 150 Plakate wurden in allen zwölf Stadtteilen Hürths aufgehängt. Finanziert wurde die Aktion durch Eigenmittel der beteiligten Gruppen sowie durch Spenden. Unterstützt wird sie unter anderem vom Stadtjugendring Hürth, der sich seit Jahren für Jugendbeteiligung und demokratische Bildung einsetzt. Die Kampagne versteht sich ausdrücklich als parteipolitisch neutral. Sie richtet sich nicht gegen bestimmte politische Gruppierungen, sondern will grundsätzlich auf die Bedeutung demokratischer Mitbestimmung auf kommunaler Ebene aufmerksam machen. „Wir sehen mit Sorge, dass die Wahlbeteiligung gerade bei jungen Menschen oft niedrig ist – dabei werden bei Kommunalwahlen viele Themen entschieden, die den Alltag direkt betreffen“, betonen die Organisatoren. Die Initiative hofft nun, dass die Aktion auch über Hürth hinaus Nachahmer findet. Demokratie lebe vom Mitmachen – und jede Stimme zähle, so die Botschaft der Kampagne. (DEKOM, 20.08.2025) Mehr Infos hier…

 

Über „Wir sind Hürther“

Die Initiative „Wir-sind-Hürther“ vereint engagierte Bürgerinnen und Bürger aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, die sich für demokratische Grundwerte, Vielfalt und ein geeintes Europa stark machen. Mit Projekten und Aktionen werben sie für gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine respektvolle politische Kultur.

 

Ausgaben für Sozialhilfe im Jahr 2024 um 14,8 % gestiegen

Im Jahr 2024 haben die Sozialhilfeträger in Deutschland 20,2 Milliarden Euro netto für Sozialhilfeleistungen nach dem Zwölften Buch Sozialgesetzbuch (SGB XII) ausgegeben. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, stiegen die Ausgaben damit gegenüber dem Vorjahr um 14,8 %. Die Ausgaben sind bei allen Leistungen der Sozialhilfe deutlich gestiegen. Der Großteil der Ausgaben für Sozialhilfeleistungen ging mit 56,5 % auf die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung zurück: Auf diese Leistungen, die vollständig aus Erstattungsmitteln des Bundes an die Länder finanziert werden, entfielen im Jahr 2024 nach Angaben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales 11,4 Milliarden Euro. Sie stiegen damit gegenüber dem Vorjahr um 13,3 %. Die Nettoausgaben für Hilfe zur Pflege stiegen um 17,7 % auf 5,3 Milliarden Euro. Für die Hilfe zum Lebensunterhalt wurden 1,6 Milliarden Euro ausgegeben, das waren 11,1 % mehr als im Vorjahr. In die Hilfen zur Gesundheit, die Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten sowie die Hilfe in anderen Lebenslagen flossen zusammen 1,9 Milliarden Euro und damit 19,4 % mehr als im Jahr 2023. Die bis Ende 2019 im SGB XII geregelten Leistungen der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung und von Behinderung bedrohten Menschen wurden zum 1. Januar 2020 durch das Bundesteilhabegesetz (BTHG) in das Neunte Buch Sozialgesetzbuch (SGB IX) überführt. Die Ausgaben der Eingliederungshilfe werden seither in einer eigenen Statistik erfasst: Danach wurden im Jahr 2024 für die Leistungen der Eingliederungshilfe insgesamt 28,7 Milliarden Euro netto ausgegeben. Das war eine Steigerung um 12,9 % gegenüber dem Vorjahr. (DESTATIS, 18.08.2025) Ganzer Artikel hier…