Enormer Wasserverlust durch marode Wassernetze: „Versorger müssen auch investieren können“

Marode Leitungen, kaputte Rohre, veraltete Versorgungsnetze: Täglich versickern in Deutschland etwa 1,3 Milliarden Liter Trinkwasser ungenutzt im Boden. Angesichts zunehmender Dürreperioden auch in unseren Breitengraden und den damit einhergehenden allsommerlichen Wassersparapellen vieler Bürgermeisterinnen und Bürgermeister – eigentlich nur schwer nachvollziehbar.  Dazu, wie es so weit kommen konnte, was jetzt dringend getan werden muss und wie Kommunen künftig nachhaltiger mit der wertvollen Ressource Wasser umgehen können, haben wir ein zweiteiliges Interview mit Carsten Schweneker, CEO der auf Infrastrukturtechnologie, Logistik- und Smartcity – Lösungen spezialisierten EBERO AG, geführt.

Herr Schweneker, jeden Tag versickert hierzulande Trinkwasser in einer Menge mit der fünf Millionen Haushalte versorgt werden könnten. Das klingt nach enormen Verlusten. Hat das bisher niemand gemerkt?

Vor dem Hintergrund, dass Deutschland immer ein sehr wasserreiches Land war hat das im Grunde genommen nie jemanden groß interessiert. Die Verbraucher nicht, weil die Wasserpreise bislang eher moderat und bezahlbar waren und die Entscheidungsträger in den Kommunen nicht, weil die Sanierung des Trinkwassersystems einfach sehr teuer ist und es ja auch ohne weiterhin funktioniert. Letztlich hat ja nie jemand gesagt, ich kriege kein Wasser.

Im Sommer wird Wasser zunehmend knapp – da hat sich offenbar etwas verändert in den letzten Jahren?

Ja, das ändert sich ja gerade massiv durch die Klimaveränderung und die damit einhergehende Verschiebung des Regenaufkommens. Auf lange Trockenphasen folgen Starkregenereignisse. Das viele Wasser in den Niederschlagsphasen können wir gar nicht halten, wobei das auch Teil der Lösung wäre. Stattdessen muss das Wasser weggeleitet werden. Dafür braucht es auch Pumpen. Ein wichtiger Punkt, der mir in der öffentlichen Diskussion häufig zu kurz kommt.

Inwiefern?

Ohne Pumpen funktionieren Wasserleitungen nicht. Hinter jedem Liter Wasser der in einen Haushalt fließt steht eine Pumpleistung und damit ein Energieverbrauch in nicht unerheblichem Maße. Wenn ich das Wasser einfach verrieseln lasse laufen meine Pumpen für verlorenes Wasser. Das ist dann doppelt umweltschädigend. Zum einen ist das wertvolle Wasser verloren und zum anderen habe ich enormen Energieverbrauch für null Leistung.

Sie haben eingangs schon mal die Entscheidungsträger in den Kommunen angesprochen. Wer ist denn überhaupt für die Trinkwasserversorgungsnetze in Deutschland zuständig?

Die Wasserversorgungsnetze und die Aufsicht darüber sind in kommunaler Hand. Die Kommunen haben im Rahmen der Daseinsvorsorge die Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Bevölkerung Wasser erhält. Wie sie das löst ist ihr weitgehend selbst überlassen. Sie kann die Wasserversorgung über ein Stadtwerk lösen, sie kann einen Wasserversorgungsverband gründen oder sich einem solchen Verband anschließen. Gelder für Instandhaltung und Ertüchtigung der Wasserleitungen müssen natürlich die Kommunalpolitiker bewilligen und bereitstellen. Sie entscheiden am Ende auch über die Höhe des Wassergeldes – und da beginnt dann eigentlich auch immer schon die Problematik.

Warum?

Ich kenne wenig Politiker, die sich trauen die Gebühren für Wasser zu erhöhen. Entgelterhöhungen sind unpopulär und kommen bei den Wählern selten gut an. Politiker suggerieren der Bevölkerung lieber, dass sie die Preise im Griff haben. Wenn aber Investitionen in die Versorgungsnetze dauerhaft ausbleiben, kommt es eben zu Schäden und Wasserverlusten in den enormen Ausmaßen, über die wir hier gerade reden. Insofern müssen Wasserverbände und Versorgungsunternehmen in die Lage versetzt werden so zu wirtschaften, dass sie auch investieren können.

Also höhere Gebühren…?

Will man die maroden Leitungen wieder auf Vordermann bringen, wird man nicht umhinkommen, die auch die Wassergelder auf den Prüfstand zu stellen und ggf. zu erhöhen. Wobei man sich hier im marginalen Bereich bewegt. Die Rede ist von vielleicht zwei, drei Cent pro Kubikmeter Wasser, die dafür schon ausreichen würden.

Welche konkreten Maßnahmen Kommunen und Wasserverbände jetzt ergreifen und umsetzen müssen, welche Technologien und Verfahren dafür zur Verfügung stehen und wie der Wasserbedarf der Gegenwart gedeckt werden kann, ohne den Wasserbedarf künftiger Generationen zu gefährden – erfahren Sie im zweiten Teil unseres Interviews mit EBERO AG – CEO Carsten Schweneker in der nächsten Ausgabe des DEKOM Anfang Dezember.  (DEKOM, 20.11.2023) Mehr Infos hier…

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