BOLLBRANIC: Hightech für die vierte Klärstufe
Im September soll die neue EU-Kommunalabwasserrichtlinie final verabschiedet werden. Durch die darin enthaltenen Anforderungen zur Reduzierung von Spurenstoffen werden in Deutschland bis zum Jahr 2045 Anlagen mit einer Ausbaugröße von mehr als 150.000 Einwohnerwerten (EW) zum Ausbau einer sogenannten vierten Reinigungsstufe verpflichtet. Weitere Anlagen müssen ertüchtigt werden, wenn sie zwischen 10.000 und 150.000 EW liegen und innerhalb noch zu definierender Risikogebiete einleiten. Vor diesem Hintergrund werden bereits überall in der Republik verschiedene Verfahren und Technologien für vierte Reinigungsstufe erprobt. Ganz bemerkenswerte Ergebnisse erzielt in diesem Zusammenhang vor allem auch das Kerpener Startup BOLLBRANIC mit keramischen High-End Silizium Carbid Membranen – eine Technologie, die weltweit nur sehr wenige Unternehmen beherrschen. Die ursprünglich zur Rauchgasentschwefelung von Schiffen entwickelten Membranen eignen sich aufgrund ihrer Eigenschaften auch hervorragend für die Abwasseraufbereitung. Sie sind robust, chemisch inert, beständig gegen Säuren und Laugen und können mehrfach regeneriert werden. Was es mit dem neuartigen Verfahren auf sich hat und warum es sich für die vierte Reinigungsstufe besonders eignet, erklärt BOLLBRANIC-Geschäftsführerin und Entwicklerin Celina Brammer im DEKOM Interview:
Frau Brammer, BOLLBRANIC entwickelt Filtrationsverfahren auf Basis keramischer Silizium Carbid Membranen. Warum setzt BOLLBRANIC auf diese innovative Technologie?
Celina Brammer: Das Thema Silizium Carbid ist im Zusammenhang mit Wasserfiltration tatsächlich eher neu und noch wenig bekannt. Standard und am weitesten verbreitet in der Membranfiltration und eben auch im Bereich der Wasseraufbereitung sind die sogenannten Polymermembrane – also Kunststoffe. Diese sind vom Durchfluss – der in der Membrantechnik auch als Flux bezeichnet wird, deutlich schlechter als keramische Membranen und haben den gravierenden Nachteil, dass durch den Verschleiß und Degeneration der Polymermembranen Mikroplastik entsteht. Um dies zu vermeiden, setzen wir auf keramische Membranen aus Silizium Carbid – unser Weg ist nachhaltiger und umweltschonender.
Für welche Art Kläranlagen eignet sich ihr Verfahren? Gibt es irgendwelche besonderen Voraussetzungen – etwa Höchst- oder Mindestgrößen der Anlagen?
Celina Brammer: Tatsächlich gibt es hier keine wirklichen Einschränkungen. Grundsätzlich sind die SiC- Membranen für Abwasseranwendungen eine gute Wahl. Natürlich muss man sich auch immer den konkreten Anwendungsfall ansehen – das kann man gut mit unseren Pilotanlagen machen – da zeigt sich relativ schnell, ob sich das Verfahren eben auch unter den jeweiligen Gegebenheiten im konkreten Szenario vor Ort eignet und kann entsprechend auch den Nachweis führen, dass es funktioniert.
Viele Kommunen beschäftigt heute schon der in der EU-Kommunalabwasserrichtlinie vorgesehene Zubau einer vierten Reinigungsstufe auf ihren Kläranlagen. Das kostet viel Geld und erfordert planerischen Aufwand. Ist ihr Verfahren auch für die vierte Reinigungsstufe geeignet?
Celina Brammer: Wenn man Polymermembranen und Silizium Carbid Membranen im Vergleich anschaut – bieten letztere in Hinblick auf die 4. Reinigungsstufe tatsächlich eine Reihe von Vorteilen. Durch die höhere Fluxleistung – also den besseren Durchfluss – braucht man bei Silizium Carbid Membranen entsprechend weniger Filterfläche, wodurch die zusätzliche Reinigungsstufe effizienter und kostengünstiger realisierbar ist. Im Vergleich zu anderen Membranen weisen Silizium Carbid Membranen zudem eine sehr geringe Faulneigung sowie gewisse Abstoßungseffekte gegenüber Fetten, Ölen und anderen anhaftenden Verschmutzungen auf. Geringere Betriebskosten entlasten Kommunen und Gebührenzahler dauerhaft. Insofern ist unser Verfahren gerade auch für den Zubau einer vierten Klärstufe hochgeeignet.
Vielen Dank!