Wärmeplanung stellt Kommunen vor enorme Herausforderungen – Heizungsfachleute bieten Unterstützung
Für alle Städte und Gemeinden in Deutschland ist die Kommunale Wärmeplanung (KWP) eine gesetzliche Pflichtaufgabe – mit dem Ziel, die Wärmeversorgung – unter weitgehendem Verzicht von Erdöl und Erdgas – bis 2045 klimaneutral zu machen. Diese Herausforderung gelingt nicht von heute auf morgen. Sie erfordert genaue Kenntnis der Bedingungen vor Ort und strategisches Vorgehen. Beides soll die Kommunale Wärmeplanung ermöglichen. Im Prinzip handelt es dabei um ein strategisches Planungsverfahren mit dem die Kommunen die Möglichkeiten, für die klimaneutrale Transformation der Wärmeversorgung vor Ort ausloten. Vergleichbar mit einer Inventur, beleuchtet die Kommunale Wärmeplanung dabei den aktuellen Status Quo, ermittelt den tatsächlichen Wärmebedarf der Gebäude und soll aufdecken, welche lokalen Potenziale für die Wärmeerzeugung unter maximaler Einbindung erneuerbarer Energien zur Verfügung stehen. Auf dieser Basis formulieren die Verwaltungen Ziele für die Wärmewende und entwickeln entsprechende Strategien und Maßnahmen, um die Ziele zu erreichen. Darüber zu entscheiden haben letztlich die Stadt- und Gemeinderäte. Einen Teil der Maßnahmen kann die Kommune direkt anstoßen, andere werden durch die Stadt- oder Gemeindewerke oder weitere Marktteilnehmer verwirklicht. Die Kommunale Wärmeplanung ist keineswegs trivial – sie erfordert jede Menge Know-how und bindet viele Ressourcen. Die Heizungsfachleute vor Ort, darunter die Heizungsbauer und Schornsteinfeger vor Ort, stehen den Planungsteams in den Städten und Gemeinden dabei mit Rat und Tat zur Seite und unterstützen die Kommunen bei der Wärmeplanung von der Konzeption bis zur Umsetzung. Worauf Städte und Gemeinden bei ihren Planungen besonders achten müssen, erklärt Andreas Müller, Geschäftsführer Technik beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima, im DEKOM-Interview:
Herr Müller, Sie haben als Zentralverband den Blick auf ganz Deutschland, wie sehen Sie den Fortgang der Energiewende und der Kommunalen Wärmeplanung?
Andreas Müller: Wir stehen voll und ganz hinter den klimapolitischen Zielen der Bundesregierung. Natürlich müssen die Maßnahmen letztlich für alle Beteiligten wirtschaftlich, also bezahlbar sein. Die Kommunale Wärmeplanung ist prinzipiell ein gutes Verfahren, die Wärmeversorgung vor Ort auf den Prüfstand zu stellen, um zu schauen, wie man zur Klimaneutralität kommt, damit auch alle die erforderlichen Maßnahmen akzeptieren. Die Akzeptanz aller Akteure und Betroffenen ist in diesem Zusammenhang ganz wichtig.
Worin sehen Sie die Hürden für die Kommunen?
Andreas Müller: Die Herausforderungen zur Umsetzung der Kommunalen Wärmeplanung sind enorm – personell, zeitlich, finanziell – als Fachleute unterstützen wir gerne die Planungs-Teams vor Ort.
Was sollte die Kommunale Wärmeplanung vor allem mitbringen?
Andreas Müller: Wichtig sind in erster Linie eine möglichst breite Beteiligung aller Akteure und eine realistische und transparente Umsetzung der Kommunalen Wärmeplanung. Nur so lässt sich die, für die Wärmewende vor Ort notwendige Akzeptanz aller Betroffenen erreichen.
Was ist für Sie einer der größten Knackpunkte?
Andreas Müller: Ein großes Problem der KWP ist, dass sie viel Zeit für Planung und Umsetzung erfordert, dass die Konkretisierung und bauliche Umsetzung der Maßnahmen meist nochmals viel Zeit in Anspruch nehmen. Daher empfehlen wir die dezentral, individuell zu lösenden Gebiete früh auszuweisen, damit die Bürger eine konkrete Orientierung bekommen, damit es mit der Wärmewende voran geht – vom Staat gibt es jetzt ja auch attraktive Fördermittel.
Worauf ist dabei aus Ihrer Sicht ganz besonders zu achten?
Andreas Müller: Eine zukunftsfeste bzw. -fähige Kommunale Wärmeplanung macht aus, dass sie lösungsorientiert einem transparenten, realitätsnahen und systemoffenen Planungsprozess unterliegt. Denn das Ziel muss sein, herauszufinden, mit welchen möglichst hohen Anteilen erneuerbarer Energien künftig Wärme erzeugt und genutzt werden kann. Dabei kommen ökologische und wirtschaftliche Überlegungen zum Tragen, ob etwa hochinvestive Wärmenetze für ein Wohngebiet und die Bürger praktikabel, d.h. finanzier- und bezahlbar gebaut werden können, oder ob besser dezentral geheizt werden soll. Insofern sind Wärmenetze nicht immer und überall automatisch die beste Lösung. Auch Wärmepumpen sind nicht alternativlos. Es gibt eine Reihe weiterer GEG-konformer Effizienzlösungen wie Biomasseheizungen, Wärmepumpen-Hybrid-Lösungen mit flüssigen und gasförmigen Brennstoffen, Einzelraumfeuerungsanlagen mit Holz etc.
Gleichwohl wird meist die Fernwärme favorisiert – macht das Sinn?
Andreas Müller: Wärmenetze sind unter bestimmten Voraussetzungen Teil der Lösung, z.B. in kompakten städtischen Wohngebieten mit hohem Wärmebedarf und einer hohen Wärmedichte oder wenn sie „nur“ erweitert werden müssen. Werden die Leitungswege zu lang oder würde es um neue Wärmenetze z.B. in ländlichen Gebieten gehen, dann braucht man hohe Anschlusszahlen damit sich alles amortisiert. Oft fehlt dann z.B. industrielle Abwärme als Erneuerbare Energie.
Ist ein Anschlusszwang an die Fernwärme ein probates Mittel für deren Umsetzung?
Andreas Müller: Anschluss- und Benutzungszwänge für Wärmenetze kommen mehr und mehr aus der Mode. Die Kommunen verzichten zunehmend darauf, weil sie ja am Ende von den Bürgern die Akzeptanz und Zustimmung für getroffene Entscheidungen benötigen. Sie sagen: Die Bürger wollen frei entscheiden. Außerdem müssen die Wärmelösungen von sich aus wirtschaftlich, also für alle Seiten finanzierbar sein.
Vielen Dank!
Hilfreiche Hinweise, Tipps und weitergehende Informationen zum Einstieg in die kommunale Wärmeplanung hat die Allianz Freie Wärme jetzt in einem kompakten Praxisleitfaden mit KWP-Check und anderen Tools zusammengestellt. Zum Download hier… (DEKOM/ZVSHK, 21.10.2024) Mehr Infos zum ZVSHK hier…