Breitbandausbau in Deutschland: Schleswig-Holstein als Vorbild

Deutschland steigt beim Glasfaserausbau nur schleppend auf die Überholspur. Ende 2023 war erst rund ein Drittel aller Haushalte bundesweit an ein gigabitfähiges Glasfasernetz angeschlossen. Selbst aktuellere Branchenzahlen kommen auf unter die Hälfte: Ende 2024 hatten etwa 48,8 % der Haushalte Glasfaser verlegt („Homes passed“) und 24,5 % einen aktiven Anschluss. Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich am unteren Ende. Das Ziel „Glasfaser bis ins Haus für alle“ bis 2030 halten Experten bei der derzeitigen Ausbaugeschwindigkeit für gefährdet.

Norddeutschland vorn

Vor allem Hamburg und Schleswig-Holstein weisen Spitzenwerte auf. In Hamburg sind rund 75 % der Haushalte mit Fiber-to-the-Home bzw. -Building erschlossen. Schleswig-Holstein kommt auf etwa 77 % „passed“ – 51 % der Haushalte sind dort bereits aktiv an Glasfaser angeschlossen. Zum Vergleich: Der Bundesdurchschnitt lag zuletzt nur bei ca. 32 % bzw. rund 49 %. In den südlichen und östlichen Bundesländern sind die Quoten deutlich geringer – in Thüringen etwa liegt die Glasfaserabdeckung bei nur knapp 16 %.

Erfolgsfaktoren im Norden

Dass ausgerechnet der Norden führend ist, erklärt sich u. a. durch Flachland-Geografie und aktive Förderung. Schleswig-Holstein verfolgt seit 2013 eine konsequente Breitbandstrategie: Das Land stellte den Kommunen bislang rund 186 Mio. € Landesmittel für den Glasfaserausbau bereit und beteiligt sich neben dem Bund maßgeblich. Das dortige Breitband-Kompetenzzentrum (BKZ.SH) agiert als zentrale Beratungs- und Koordinierungsstelle für Gemeinden und Versorgungsunternehmen. Dank dieser Strategie liegen rund 77 % aller Haushalte in SH in Glasfasernähe und 66 % haben schon einen Tarif gebucht. In vielen anderen Bundesländern gibt es bisher kaum ein vergleichbares, flächendeckend koordiniertes Angebot.

Relevanz für Kommunen

Für Kommunen ist schnelles Internet längst ein entscheidender Standortfaktor. Mangelnde Breitbandversorgung wird zunehmend zum Risiko: Ohne schnelle Leitungen wandern Firmen ab oder siedeln gar nicht erst an. In der Praxis bedeutet das: Gebiete ohne Glasfaser laufen Gefahr, wichtige Unternehmen und Familien zu verlieren. Umgekehrt können sich Städte und Gemeinden durch eigene Ausbauinitiativen neue Chancen eröffnen – etwa durch mehr Homeoffice-Angebote oder digitale Geschäftsmodelle im ländlichen Raum.

Handlungsmöglichkeiten für Kommunen

Förderung aktiv nutzen: Kommunen, Kreise und Zweckverbände können Fördermittel des Bundes und der Länder beantragen. Im Rahmen der „Gigabitförderung 2.0“ sind für harte Ausbaufälle auch direkte Anträge durch Gebietskörperschaften möglich.

  • Kooperation mit Landesstellen: Viele Länder bieten Kompetenzzentren oder Ansprechpartner für den Breitbandausbau. In Schleswig-Holstein unterstützt das BKZ.SH Kommunen mit Beratung, Datensammlungen (z. B. BISH-Planungsatlas) und Workshops.
  • Regionale Planung: Breitbandausbau sollte kommunal vernetzt gedacht werden. Kooperationen oder Zweckverbände bündeln Anfragen und erhöhen Förderchancen. Interkommunale Breitbandkonzepte oder Leitfäden bieten Orientierung.
  • Investoren-Initiativen und Nachfrage: Kommunen können den Ausbau durch Nachfragebündelungen unterstützen. Viele Anbieter investieren nur, wenn ausreichend Abnahmegarantien bestehen.
  • Begleitung vor Ort: Kommunalverwaltungen sollten Ausbauprojekte aktiv begleiten – durch Baugenehmigungen, Koordination von Tiefbau und das frühzeitige Einbinden öffentlicher Gebäude.

Fazit:

Die Beispiele aus Norddeutschland zeigen: Gezielte Förderpolitik und koordinierte Planung vor Ort machen den Unterschied. Kommunale Entscheider sollten die bestehenden Förderangebote konsequent nutzen und die eigenen Potenziale für den Glasfaserausbau verstärkt ausloten – nur so werden ländliche Regionen digital zukunftsfähig. (DEKOM, 21.07.2025) Mehr Infos hier…

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