Verwaltungsdigitalisierung: Bitkom fordert mehr Tempo – Bürger wünschen sich „digital only“

In Deutschland sind aktuell rund 60 Prozent der Verwaltungsleistungen digital verfügbar. Von den insgesamt 579 Leistungen nach dem Onlinezugangsgesetz (OZG) sind 343 zumindest in einzelnen Kommunen online abrufbar, 199 in mehr als der Hälfte der Städte und Gemeinden und 165 flächendeckend. 230 Leistungen stehen bislang noch gar nicht digital bereit. Das geht aus einer Analyse des Digitalverbands Bitkom hervor, die zur Smart Country Convention (30. September bis 2. Oktober, Berlin) veröffentlicht wurde. Besonders bei den 13 sogenannten Fokusleistungen – darunter Elterngeld, Eheschließung und Bürgergeld – ist die Digitalisierung etwas weiter fortgeschritten: Alle sind in mindestens zehn Prozent der Kommunen online verfügbar, zwei sogar bundesweit. Demnach bescheinigen 70 Prozent der Befragten ihrer Verwaltung einen kompetenten Umgang mit Digitalisierung. Gleichzeitig wünschen sich 90 Prozent mehr Nachdruck beim Ausbau. Vor allem Jüngere drängen auf Geschwindigkeit: In der Altersgruppe 18 bis 29 Jahre sind es 95 Prozent. Auch die Erwartungen an digitale Angebote sind klar: 85 Prozent der Bürgerinnen und Bürger wollen jederzeit den Bearbeitungsstand von Anträgen einsehen können. 82 Prozent wünschen sich, dass Behörden sie automatisch über Fristen oder Ansprüche informieren. Knapp zwei Drittel sprechen sich dafür aus, den Kontakt mit Ämtern künftig überwiegend digital abzuwickeln. Tatsächlich haben bisher nur 13 Prozent der Bürgerinnen und Bürger jemals eine Verwaltungsleistung vollständig online beantragt. Am häufigsten genutzt werden digitale Terminvereinbarungen, E-Mail-Kontakte und Online-Formulare. Virtuelle Sprechstunden oder Chatbots spielen bislang kaum eine Rolle. Hauptgrund für den Gang aufs Amt bleibt die fehlende digitale Verfügbarkeit (66 Prozent). Technische Probleme (12 Prozent) und komplizierte Online-Angebote (6 Prozent) sind weitere Hürden. Nur 8 Prozent gehen bewusst persönlich in die Verwaltung, um Beratung zu erhalten. Drei Viertel der Befragten plädieren für höhere Investitionen in die Verwaltungsdigitalisierung. Zwei Drittel wünschen sich mehr Kompetenzen für den Bund, um die Umsetzung in Ländern und Kommunen zu beschleunigen. 65 Prozent sprechen sich sogar für eine Föderalismusreform aus. Die Einrichtung des neuen Bundesministeriums für Digitalisierung und Staatsmodernisierung wird mehrheitlich positiv bewertet (64 Prozent). Die Ergebnisse werden auf der Smart Country Convention in Berlin diskutiert. Vom 30. September bis 2. Oktober kommen mehr als 18.000 Fachleute aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Erwartet werden rund 650 Rednerinnen und Redner, darunter Bundesdigitalminister Karsten Wildberger, Familienministerin Karin Prien und BA-Chefin Andrea Nahles. Über 400 Aussteller präsentieren Lösungen für Verwaltungsdigitalisierung und Smart City. Fazit: Die Verwaltungsdigitalisierung macht Fortschritte, bleibt aber fragmentiert. Während Bürgerinnen und Bürger klar digitale Angebote bevorzugen und ein „digital only“-Prinzip unterstützen, hemmen föderale Strukturen und unterschiedliche Umsetzungsstände die Dynamik. Die Diskussion auf der Smart Country Convention dürfte zeigen, wie sich der Wunsch nach mehr Tempo mit föderalen Rahmenbedingungen vereinbaren lässt. (DEKOM, 29.09.2025) Bitkom-Analyse hier…

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