Digitale Abhängigkeit beunruhigt Bürgerinnen und Bürger – Vertrauen gilt europäischen Angeboten
Die Sorge über digitale Abhängigkeiten wächst: 96 Prozent der Menschen in Deutschland sehen es mit Unbehagen, dass das Land bei der Digitalisierung stark auf ausländische Anbieter angewiesen ist. Zwei Drittel halten diese Abhängigkeit sogar für ähnlich bedrohlich wie militärische Risiken. Das zeigt eine aktuelle, im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführte repräsentative Befragung. Die Ergebnisse kommen zu einem Zeitpunkt, an dem das Thema auf europäischer Ebene oben auf der Agenda steht. Beim Gipfel für europäische digitale Souveränität in Berlin beraten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft über Wege, die technologische Eigenständigkeit Europas zu stärken. Ziel ist es, Abhängigkeiten von außereuropäischen Technologien zu verringern und zentrale digitale Schlüsselkompetenzen in Europa selbst aufzubauen. Das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Frage ist in der Bevölkerung bereits stark ausgeprägt: 97 Prozent der Befragten fordern, die Bundesregierung müsse mehr tun, um die digitale Unabhängigkeit Deutschlands zu sichern. 69 Prozent wünschen sich mehr digitale Geräte, Technologien und Dienstleistungen aus Europa. „Die Menschen haben ein sehr gutes Gespür für die Dringlichkeit der Lage“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. „Digitale Abhängigkeiten sind kein theoretisches Risiko, sondern betreffen Unternehmen, Verwaltung und Gesellschaft direkt. Der Gipfel muss Impulse setzen, um die Unabhängigkeit Deutschlands und Europas in der digitalen Welt nachhaltig zu stärken.“ Was unter digitaler Souveränität verstanden wird, wissen inzwischen viele: 63 Prozent der Befragten geben an, den Begriff zu kennen und zu verstehen. Wintergerst betont, es gehe dabei nicht um Abschottung oder Autarkie, sondern um die Fähigkeit, über den Einsatz und die Herkunft digitaler Technologien selbstbestimmt entscheiden zu können. „Digitale Souveränität bedeutet, sich aus einseitigen Abhängigkeiten zu lösen und im Krisenfall handlungsfähig zu bleiben“, so Wintergerst. Deutlich werden auch die Unterschiede im Vertrauen gegenüber verschiedenen Herkunftsländern digitaler Produkte. Deutsche Hersteller genießen das höchste Vertrauen – 85 Prozent der Befragten halten sie für „sehr“ oder „eher vertrauenswürdig“. Produkte aus anderen EU-Staaten liegen mit 66 Prozent fast gleichauf, gefolgt von japanischen Herstellern mit 65 Prozent. Weit abgeschlagen sind dagegen Anbieter aus China, denen 46 Prozent der Befragten „gar nicht“ oder „sehr wenig“ vertrauen. Auch gegenüber den USA ist die Skepsis groß: 47 Prozent äußern geringes oder kein Vertrauen. „Wer digitale Abhängigkeiten verringern will, braucht starke heimische und europäische Angebote – und verlässliche Partner, denen man auf Augenhöhe begegnet“, so Wintergerst. Für Kommunen und öffentliche Einrichtungen ist die Diskussion um digitale Souveränität von unmittelbarer Bedeutung. Sie betrifft nicht nur Hardware und Software, sondern auch die Frage, wie sicher und unabhängig digitale Verwaltungs- und Bildungsplattformen betrieben werden können. Der Weg zu mehr digitaler Eigenständigkeit führt daher über vernetzte Strategien, europäische Standards – und über den Willen, Digitalisierung als gemeinsame Aufgabe von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft zu begreifen. (DEKOM/BITKOM, 24.11.2025) Ganzer Artikel hier…
