Fernwärme verteuert sich deutlich – DIW sieht Risiko für Akzeptanz der Wärmewende

Der Heizenergieverbrauch privater Haushalte in Deutschland bleibt auf niedrigem Niveau, doch die Preise entwickeln sich uneinheitlich. Nach dem jüngsten Wärmemonitor des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) haben die Haushalte 2024 ähnlich viel geheizt wie im Vorjahr, zugleich aber erneut mehr bezahlt – vor allem für Fernwärme. Im Durchschnitt stiegen die Heizenergiepreise um sechs Prozent und damit deutlich langsamer als in den Vorjahren. Während Gas und Heizöl nur leicht teurer wurden, legte Fernwärme nach Auslaufen der staatlichen Preisbremsen kräftig zu: plus 27 Prozent im Jahresvergleich. „Die starke Erhöhung ist zum Teil ein Nachholeffekt“, so die Studienautoren. Seit Beginn der Energiekrise seien die Preise für Fernwärme insgesamt weniger stark gestiegen als für Gas oder Heizöl. Im Mittel kletterten die Heizkosten seit 2021 um 77 Prozent, bei Fernwärme um 67 Prozent. Trotz der Preissteigerungen halten viele Haushalte an ihrem sparsameren Heizverhalten fest. Der temperaturbereinigte Energiebedarf blieb 2024 nahezu unverändert und liegt noch immer rund sieben Prozent unter dem Niveau vor der Energiekrise. Das zeigt, dass die während der Krisenjahre erlernte Zurückhaltung im Energieverbrauch bestehen bleibt. Nach wie vor zeigen sich regionale Unterschiede: In ostdeutschen Ländern war der Heizenergiebedarf rund 15 Prozent geringer als im Westen – eine Folge höherer Sanierungsraten und einer stärkeren Nutzung von Fernwärme. Gleichzeitig stiegen dort die durchschnittlichen Kosten um rund elf Prozent, während sie bundesweit im Schnitt um 3,5 Prozent zunahmen. Die DIW-Ökonominnen und -Ökonomen sehen in der aktuellen Preisentwicklung ein Risiko für die gesellschaftliche Akzeptanz der Wärmewende. „Die extrem unterschiedliche Preisentwicklung zwischen Fernwärme und anderen Energieträgern könnte die Akzeptanz gefährden – zu Unrecht, denn sie spiegelt nicht die langfristige Preisentwicklung wider“, warnen die Wissenschaftler. Das DIW fordert deshalb eine verbindliche Regulierung der Fernwärmepreise und mehr Transparenz in der Preisgestaltung. Nur so lasse sich die Investitionssicherheit gewährleisten, die für den Ausbau der Wärmenetze notwendig ist. Fernwärme sei – neben Wärmepumpen – ein zentraler Baustein zur Erreichung der Klimaziele, betont Behr: „Ohne stabile Rahmenbedingungen droht die Wärmewende an Akzeptanz- und Vertrauensfragen zu scheitern.“ Der Wärmemonitor 2024 zeigt: Die Energiekosten bleiben für viele Haushalte ein sensibles Thema. Während das Sparverhalten stabil ist, erfordert die Preisdynamik bei der Fernwärme politische und regulatorische Aufmerksamkeit. Für Kommunen bedeutet das, ihre Rolle als Netzbetreiber, Klimaschützer und Preiskontrollinstanz neu auszubalancieren. Denn die Wärmewende entscheidet sich nicht nur an der Technik – sondern an ihrer sozialen und ökonomischen Akzeptanz. (DIW, 03.12.2025) Ganzer Artikel hier…

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