„Das beste Internet“: Informationsarbeit als Voraussetzung für Glasfaserakzeptanz
Der bundesweite Glasfaserausbau hat zuletzt wieder deutlich an Fahrt aufgenommen– vielerorts ist die Infrastruktur bereits bis an die Grundstücksgrenze verlegt. Die tatsächliche Nutzung aber bleibt hinter dem Ausbau zurück – vor allem aufgrund einer verbreiteten Zurückhaltung in den Haushalten. Häufig sind die Vorteile eines Glasfaseranschlusses noch nicht ausreichend bekannt oder nachvollziehbar. Hinzu kommen Unsicherheiten zu Kosten, Vertragsmodalitäten, Anbieterwechsel sowie zur baulichen Umsetzung des Hausanschlusses. Mit der Kampagne „Das beste Internet“ setzt die Bundesregierung daher auf frühzeitige, verlässliche und bürgernahe Aufklärung, um Entscheidungen zu erleichtern und Vorbehalte abzubauen – insbesondere dort, wo Glasfaser bereits verfügbar ist. Kommunen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: Sie schaffen Vertrauen, beantworten Fragen unmittelbar vor Ort und prägen so die Akzeptanz zentraler Infrastrukturprojekte. Über Ansatz, Zielsetzung und Unterstützungsmöglichkeiten für die kommunale Bürgerkommunikation sprachen wir mit CDU-Politiker Thomas Jarzombek, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS).
DEKOM: Herr Staatssekretär, das BMDS hat kürzlich die bundesweite Kampagne „Das beste Internet“ gestartet. Was war der zentrale Impuls für diese Initiative – Aufklärung, Motivation oder politische Rückendeckung für den Glasfaserausbau?
Jarzombek: Sie haben die wesentlichen Gründe für die Glasfaser-Kampagne bereits gut zusammengefasst: Zum einen geht es uns darum, noch bestehende Informationslücken auf Seiten der Bürgerinnen und Bürger zu schließen. Das Thema Glasfaserausbau hat sehr viele Facetten und ist aus Sicht vieler Menschen komplex. Es beinhaltet technische Aspekte, wie z.B. die Leistungsfähigkeit der unterschiedlichen Anschlusstechnologien. Rechtliche Aspekte sind bspw. im Zusammenhang mit einem möglichen Vertragswechsel oder der Situation von Mietern im Verhältnis zu ihren Vermietern relevant. Oftmals werden auch schlichtweg praktische Aspekte diskutiert, beispielsweise die Frage, ob der Vorgarten im Zuge des Hausanschlusses verwüstet werden könnte. Unsere Kampagne trägt dazu bei, all diese Themen aus Sicht von Bürgerinnen und Bürgern zu beleuchten, Fragen zu beantworten und damit zu Aufklärung und mehr Glasfasernachfrage beizutragen.
DEKOM: Viele Kommunen berichten von erheblicher Skepsis in der Bürgerschaft, obwohl Glasfaser längst bis vor die Haustür liegt. Wo sehen Sie die größten Kommunikationslücken – und welche Rolle kann der Bund dabei übernehmen, sie zu schließen?
Jarzombek: Ich bin der Auffassung, dass eine Informationsübermittlung von „neutraler Seite“ dazu beitragen kann, die Skepsis der Bürgerschaft zu reduzieren. Natürlich ist es in erster Linie Aufgabe der ausbauenden Unternehmen, für ihr Produkt zu werben und die Bürgerschaft zu überzeugen. Allerdings erfordert die unter Frage 1. Thematisierte Vielschichtigkeit der Thematik eine umfassende Informationskampagne – bestenfalls von einem Absender, dem Bürgerinnen und Bürger vertrauen.
DEKOM: Die Kampagne setzt auf die Botschaft „Gib dich nicht mit dem Zweitbesten zufrieden“. Wie kann diese Haltung vor Ort – etwa in Kooperation mit Kommunen, Stadtwerken oder Breitbandkoordinatoren – konkret wirken?
Jarzombek: Diese Botschaft wurde bewusst gewählt, denn viele Bürgerinnen und Bürger sind der Auffassung, dass ihre derzeitige Anschlusstechnologie ausreichend leistungsfähig ist. Mit den kurzen Spots wecken wir zunächst die Aufmerksamkeit und übermitteln diese Botschaft, indem sie in alltägliche Entscheidungssituationen eingebettet wird. Konkrete Informationen finden Bürgerinnen und Bürger auf der zentralen Webseite www.das-beste-internet.de . Dort kann der spezielle Informationsbedarf je nach Ausgangssituation – wie z.B. für Mieterinnen oder Mieter oder Immobilieneigentümer – gedeckt werden. Länder, Kommunen, Stadtwerke und Breitbandkoordinatoren können die Botschaft
und die weiteren Informationen mittels eines bereitstehenden Media-Kits in die Bevölkerung tragen. Diese Breitenwirkung, die wir mithilfe einer Vielzahl an Multiplikatoren erreichen, trägt dazu bei, Bürgerinnen und Bürger vom Mehrwert und der Zukunftsfähigkeit von Glasfaseranschlüssen zu überzeugen.
DEKOM: Werbung allein wird die Vorvermarktungsquoten kaum steigern. Plant Ihr Haus ergänzende Maßnahmen, beispielsweise regionale Kommunikationspakete, Schulungsangebote oder Best-Practice-Beispiele?
Jarzombek: Unser Haus hat auch auf anderer Ebene derartige Maßnahmen ergriffen. Das Gigabitbüro des Bundes, ein Kompetenzzentrum des BMDS, führt Informationskampagnen durch und bietet hierzu gezielte Schulungen für kommunale Mitarbeitende, insbesondere zur Bürgerkommunikation, an. Darüber hinaus ist es mit den sogenannten Roadshows regional unterwegs und informiert direkt vor Ort in Kommunen. Auf seiner Webseite, Social Media Kanälen sowie im Rahmen von Veranstaltungen und Konferenzen wird zudem über Best-Practice-Beispiele berichtet. Ich möchte gern ergänzend klarstellen, dass wir von neutraler Seite informieren und für das Thema sensibilisieren. Die Aufgabe, die Vorvermarktungsquoten zu erhöhen, liegt letztlich bei den ausbauenden Unternehmen.
DEKOM: Wie ordnen Sie die Kampagne in die gesamtstaatliche Glasfaserstrategie ein – als Auftakt, begleitende Maßnahme oder dauerhafte Säule der digitalen Öffentlichkeitsarbeit?
Jarzombek: Die Kampagne ist eine begleitende Maßnahme. Sie ist für einen Zeitraum von drei Monaten angelegt. Die bereits in der letzten Frage adressierten Maßnahmen, die durch das Gigabitbüro des Bundes umgesetzt werden, sind eine dauerhafte Säule der Öffentlichkeitsarbeit. Im nächsten Jahr wird eine neue Informationsplattform für Bürgerinnen und Bürger online gehen. Hierbei handelt es sich um eine interaktive Webseite des Gigabitbüros zur bürgernahen Vermittlung von Inhalten rund um die Festnetz- und Mobilfunkinfrastruktur in Deutschland. (DEKOM, 08.12.2025) Mehr Infos zur BMDS-Kampagne hier…
