Energiewende: Versorger vor 535-Milliarden-Investition – Finanzierung wird zum Engpass
Die Umsetzung der Energie- und Wärmewende stellt kommunale Energieversorger vor eine enorme Finanzierungsaufgabe. Bis 2045 müssen in Deutschland 535 Milliarden Euro in Strom- und Gasverteilnetze sowie in die netzgebundene Wärmeversorgung investiert werden. Rund zwei Drittel dieser Summe werden bereits bis 2035 fällig. Das geht aus einer Studie hervor, die die KfW bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC in Auftrag gegeben hat. Die Zahlen verdeutlichen das Ausmaß der Herausforderung: Aus eigener Kraft können die Energieversorger nur etwa ein Viertel des Investitionsbedarfs decken. Weitere zehn Prozent ließen sich über Fördermittel und Baukostenzuschüsse finanzieren. Es verbleibt eine Finanzierungslücke von 346 Milliarden Euro, was 65 Prozent des Gesamtbedarfs entspricht. Diese Lücke müsste durch zusätzliches Eigenkapital in Höhe von 47 Milliarden Euro und Fremdkapital von 299 Milliarden Euro geschlossen werden. Besonders drängend wird die Situation bis 2035. In diesem Zeitraum werden 40 Milliarden Euro an zusätzlichem Eigenkapital und 218 Milliarden Euro an Fremdkapital benötigt. Die Berechnungen gehen davon aus, dass die Unternehmen eine Eigenkapitalquote von mindestens 25 Prozent aufrechterhalten. Für Kommunen und ihre Stadtwerke stellt sich die Lage besonders schwierig dar. Die Gewinne kommunaler Energieversorger dienen häufig zur Querfinanzierung anderer kommunaler Aufgaben. Diese Mittel stehen daher nur begrenzt für die Finanzierung der Energiewende zur Verfügung. Auch die Aufnahme von Fremdkapital über klassische Bankkredite stößt an Grenzen. Nach Schätzungen von PwC belaufen sich die von deutschen Banken an Energieversorger vergebenen Kredite derzeit auf rund 130 Milliarden Euro. Bis 2035 wäre unter Berücksichtigung von Tilgungen ein Nettozuwachs von 100 Milliarden Euro nötig, sollte der Fremdkapitalbedarf allein über neue Kredite gedeckt werden. Gerade bei regionalen Banken dürften die Kapazitäten für eine solche Ausweitung begrenzt sein. KfW-Chefvolkswirt Dirk Schumacher betont, dass die klassische Kreditfinanzierung an ihre Grenzen stoße. Für eine erfolgreiche Modernisierung der Energieinfrastruktur brauche es auch auf politischer Ebene Überlegungen, wie der finanzielle Instrumentenkasten erweitert werden könne. Henry Otto, Leiter Energy Consulting bei PwC, ergänzt, dass neben klassischen Bankkrediten neue Finanzierungsinstrumente, Partnerschaften und innovative Modelle entwickelt werden müssten. Die Studie nennt verschiedene Ansätze zur Verbreiterung des Finanzierungsangebots. Größere Energieversorger könnten verstärkt Schuldscheindarlehen nutzen. Konsortiale Kofinanzierungen von Förderinstituten oder die staatliche Übernahme eines Teils des Kreditausfallrisikos könnten die Kreditfinanzierung erweitern. Die Verbriefung von Krediten und die Weiterverteilung des Risikos an Drittinvestoren würde Hausbanken entlasten und Kapazitäten für Neukredite schaffen. Für die Eigenkapitalstärkung kommunaler Energieversorger liegt bereits ein Vorschlag des Verbands öffentlicher Banken vor, der teilweise Anpassungen des Kommunalrechts in den Bundesländern erfordern würde. Auch mezzanine Kapitalinstrumente unter Einbindung von Förderinstituten könnten eine Lösung darstellen. Diese würden gegenüber traditionellem Kreditkapital nachrangig behandelt, hätten aber keine Mitbestimmungsrechte. Ebenso könnten Kapitalverwaltungsgesellschaften zusätzliche Mittel privater Investoren bündeln und als Nachrangkapital zur Finanzierung einer breiten Anzahl von Energieversorgern einsetzen. Für Kommunen bedeuten diese Entwicklungen, dass die Finanzierung der Energiewende zur strategischen Aufgabe wird. Ratsversammlungen und Aufsichtsräte müssen sich mit neuen Finanzierungsmodellen auseinandersetzen und möglicherweise die bisherige Rolle ihrer Stadtwerke als kommunale Einnahmequelle überdenken. (DEKOM/KFW, 10.11.2025) Ganzer Artikel hier…
