Fachkräftemangel bremst Umsetzung des Infrastruktur-Sondervermögens

Mit dem Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaneutralität“ (SVIK) hat der Bund ein Programm im Umfang von 500 Milliarden Euro aufgelegt, um zentrale Zukunftsaufgaben zu finanzieren. Finanziell sind damit große Spielräume vorhanden – die eigentliche Hürde liegt jedoch bei der Umsetzung. Eine aktuelle Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt: Es fehlt an ausreichend Fachkräften in Bauwirtschaft, Planung und Verwaltung, um die Mittel auch tatsächlich in konkrete Projekte zu überführen. Besonders deutlich wird der Engpass im Tiefbau. Schon heute fehlen mehr als 4.000 qualifizierte Arbeitskräfte in diesem Bereich, so das IW. Gleichzeitig steht die Branche vor einem Generationenwechsel: Zahlreiche Beschäftigte erreichen in den kommenden Jahren das Rentenalter. Die Ausbildung neuer Fachkräfte kann diesen Ausfall nur teilweise kompensieren. Hinzu kommt, dass auch in den Bauämtern, Planungsbüros und bei Ingenieuren ein erheblicher Mangel besteht. Damit drohen Ausschreibungen, Genehmigungen und Projektvergaben ins Stocken zu geraten. Für Kommunen bedeutet das: Der Zugang zu Fördermitteln allein reicht nicht aus. Selbst wenn Mittel aus dem Sondervermögen bereitstehen, kann es an der Umsetzung scheitern, wenn Kapazitäten fehlen. Schon heute berichten Städte und Gemeinden, dass Planungs- und Vergabeverfahren oftmals viele Monate dauern und die Zahl geeigneter Baufirmen für Ausschreibungen begrenzt ist. Verzögerungen führen nicht nur zu höheren Kosten, sondern auch dazu, dass Fördermittel möglicherweise nicht fristgerecht abgerufen werden können. Das IW empfiehlt deshalb, Investitionen nicht sprunghaft, sondern stufenweise hochzufahren. Nur so kann der Markt die Nachfrage bewältigen. Zugleich sei es notwendig, die Zuwanderung gezielt auf die Bau- und Infrastrukturberufe auszurichten, um offene Stellen schneller zu besetzen. Ergänzend sollten Planungs- und Vergabeverfahren auf allen Verwaltungsebenen deutlich verschlankt werden, um die vorhandenen Ressourcen effektiver einzusetzen. Für die kommunale Praxis heißt das: Entscheider sollten frühzeitig Strategien entwickeln, wie sie ihre personellen und organisatorischen Kapazitäten sichern. Dazu zählen interne Maßnahmen wie gezielte Personalbindung und Fortbildung ebenso wie die Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen, etwa durch gemeinsame Vergabestellen oder interkommunale Planungsbüros. Auch externe Unterstützung durch Ingenieurbüros oder spezialisierte Dienstleister kann helfen, Engpässe abzufedern. Ohne zusätzliche Fachkräfte und effizientere Verwaltungsverfahren bleibt das Sondervermögen weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Für Kommunen eröffnet sich daher ein doppelter Handlungsbedarf: Einerseits gilt es, die eigenen Voraussetzungen für Fördermittelabruf und Projektumsetzung zu verbessern. Andererseits sollten kommunale Spitzen im politischen Dialog darauf drängen, dass Bund und Länder die Rahmenbedingungen für Planung und Fachkräftegewinnung zügig anpassen. Nur so können die Milliardenbeträge aus dem SVIK tatsächlich in sichtbare Infrastrukturprojekte vor Ort umgesetzt werden. (IW Köln, 24.09.2025) Ganzer Artikel hier…

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