Rechenzentren in Deutschland: KI treibt das Wachstum
Der Ausbau von Rechenzentren in Deutschland nimmt deutlich an Fahrt auf. Nach aktuellen Berechnungen des Bitkom werden die Betreiber 2025 rund 12 Milliarden Euro in IT-Hardware und weitere 3,5 Milliarden Euro in Gebäude und technische Infrastruktur investieren. Bis 2030 sollen sich die installierten Kapazitäten nahezu verdoppeln – von derzeit knapp 3.000 Megawatt auf dann mehr als 5.000 Megawatt Anschlussleistung. Haupttreiber dieser Entwicklung ist die rasant wachsende Nachfrage nach Künstlicher Intelligenz und Cloud-Computing. Besonders dynamisch entwickeln sich KI-Rechenzentren. Ihr Anteil an den Gesamtkapazitäten liegt derzeit bei 15 Prozent, soll aber bis 2030 auf 40 Prozent steigen. Die für KI-Anwendungen ausgelegte Anschlussleistung wird sich in diesem Zeitraum vervierfachen – von 530 auf über 2.000 Megawatt. Parallel dazu gewinnen Cloud-Infrastrukturen weiter an Bedeutung. Sie machen bereits jetzt knapp die Hälfte aller Rechenzentrumskapazitäten in Deutschland aus, vor fünf Jahren waren es erst 29 Prozent. Für Kommunen ist diese Entwicklung von unmittelbarer Bedeutung. Rechenzentren sind ein wirtschaftlicher Standortfaktor, der technologieorientierte Unternehmen anzieht und regionale Wertschöpfung generiert. Gleichzeitig stellen sie Verwaltungen vor konkrete Herausforderungen bei Planung, Genehmigung und Infrastrukturanbindung. Regional konzentriert sich das Wachstum bislang stark auf wenige Standorte. Mit Abstand führend bleibt das Cluster Frankfurt am Main, wo mehr als ein Drittel aller deutschen Rechenzentrumskapazitäten installiert sind. Der Großraum Frankfurt verfügt über eine Anschlussleistung von gut 1.100 Megawatt und wächst derzeit mit einer Rate von 14 Prozent jährlich. Es folgen Bayern mit 420 Megawatt, Nordrhein-Westfalen mit 378 Megawatt sowie Baden-Württemberg und Berlin. Am unteren Ende der Skala liegen Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und das Saarland mit jeweils unter 20 Megawatt. Diese Verteilung dürfte sich allerdings in den kommenden Jahren deutlich verschieben. Neben weiteren Großprojekten im Raum Frankfurt sind erhebliche Investitionen in Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern geplant. In Nierstein soll ein Rechenzentrum mit 480 Megawatt IT-Anschlussleistung entstehen, in der Gemeinde Dummerstorf wird sogar über ein Projekt mit 1.000 Megawatt diskutiert. Brandenburg plant Kapazitäten von 888 Megawatt. Die Standortfaktoren, die für Rechenzentrumsbetreiber relevant sind, unterscheiden sich je nach Art des geplanten Zentrums. Frankfurt punktet vor allem mit der Anbindung an Europas größten Netzwerkknoten DE-CIX, einem etablierten Ökosystem und einem starken wirtschaftlichen Umfeld. Auch Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Berlin bieten vergleichbare Vorteile bei der Konnektivität. Die Region Berlin-Brandenburg positioniert sich zunehmend als zweiter großer Hub mit hoher internationaler Sichtbarkeit. Die nördlichen Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern können dagegen vor allem durch verfügbare Flächen, die internationale Anbindung über Seekabel und die Nähe zu skandinavischen Standorten überzeugen. Für kommunale Verwaltungen ergeben sich aus dieser Entwicklung konkrete Handlungsfelder. Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder empfiehlt Ländern und Kommunen, Rechenzentren gezielt in ihre Regionalstrategien einzubeziehen und geeignete Flächen auszuweisen. Gleichzeitig müssen die Rahmenbedingungen stimmen. In Deutschland dauern Planungs- und Genehmigungsverfahren für neue Rechenzentren im Schnitt rund sechs Monate länger als gesetzlich vorgesehen – und deutlich länger als im EU-Durchschnitt. Hier besteht erheblicher Verbesserungsbedarf. Ein weiteres Thema ist die Abwärmenutzung. Rechenzentren erzeugen erhebliche Mengen an Abwärme, die sich in kommunale Wärmenetze einspeisen lässt. Bitkom schlägt vor, die Abwärmenutzung durch steuerliche Anreize für Abnehmer, eine bessere kommunale Wärmeplanung und den Ausbau moderner Wärmenetze zu stärken. Für Kommunen, die ohnehin vor der Aufgabe stehen, ihre Wärmeversorgung zu dekarbonisieren, könnte die Ansiedlung von Rechenzentren damit zusätzliche Chancen eröffnen. Auch bei der Stromversorgung sind kommunale Netzbetreiber gefordert. Der Strombedarf deutscher Rechenzentren wird 2025 bei 21,3 Milliarden Kilowattstunden liegen, 2015 waren es noch 12 Milliarden. Zwei Drittel davon entfallen auf die IT-Infrastruktur, das übrige Drittel auf Gebäudetechnik, Kühlung und unterbrechungsfreie Stromversorgung. Zwar werden die eingesetzten IT-Systeme kontinuierlich effizienter – die Energieeffizienz von Standardservern stieg zwischen 2017 und 2022 um durchschnittlich 26 Prozent pro Jahr. Der stark wachsende Bedarf durch KI-Anwendungen überkompensiert diese Effizienzgewinne jedoch deutlich. Eine bedarfsgerechte und koordinierte Verteilung von Stromnetzanschlüssen wird daher immer wichtiger. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland allerdings hinterher. Die USA verfügten bereits 2024 über eine installierte Leistung von 48 Gigawatt – das 16-Fache der deutschen Kapazitäten. China liegt bei 38 Gigawatt. Allein die zehn größten US-Rechenzentren sind so leistungsstark wie alle 2.000 deutschen Rechenzentren zusammen. Besonders bei KI-spezialisierten Mega-Rechenzentren ist Deutschland bislang nicht vertreten, während in den USA Projekte mit Investitionen im zweistelligen Milliardenbereich anlaufen. Bitkom fordert daher eine umfassende Rechenzentrumsstrategie der Bundesregierung mit konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Die zentralen Forderungen des Verbands betreffen wettbewerbsfähige Energiekosten, eine Vereinfachung und Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie eine Überarbeitung des regulatorischen Rahmens. Insbesondere die Vorgaben des Energieeffizienzgesetzes müssten mit europäischen Standards harmonisiert werden. Für Kommunen bedeutet das: Wer heute die richtigen Weichen stellt, kann von der Dynamik des Marktes profitieren. Wer zögert, läuft Gefahr, den Anschluss zu verlieren. (DEKOM/BITKOM, 10.11.2025) Ganzer Artikel hier…
