Wohngeldreform: Wie Kommunen mit Antragsflut und Personalmangel umgehen

Ein Gesetz – viele Herausforderungen, aber auch erste digitale Erfolgsgeschichten. Rund anderthalb Jahre nach Inkrafttreten des neuen Wohngeldgesetzes zeigt sich: Für viele Kommunen ist die Umsetzung der Reform zur Kraftprobe geworden. Denn die Zahl der Anträge hat sich in kurzer Zeit vervielfacht – bei gleichbleibend knappen Ressourcen. Während manche Städte weiterhin mit langen Bearbeitungszeiten kämpfen, haben andere bereits wirksame Strategien gefunden, um die Situation zu entschärfen. Ein Beispiel dafür ist die Stadt Nürnberg, die konsequent auf Digitalisierung und KI setzt.

Mit dem Wohngeld-Plus-Gesetz wurde Anfang 2023 der Kreis der Anspruchsberechtigten massiv erweitert. Gleichzeitig steigt die durchschnittliche Wohngeldhöhe deutlich. In der Folge sehen sich Wohngeldstellen seither mit einer nie dagewesenen Antragswelle konfrontiert – bei ohnehin angespannter Personalsituation. Viele Kommunen mussten kurzfristig neue Stellen schaffen, oft mit Quereinsteigern, die zunächst eingearbeitet werden müssen. Die Folge: Verzögerungen, Überlastung, wachsende Frustration bei Mitarbeitenden und Antragstellenden.

Neben dem Fachkräftemangel stellen auch die teils veralteten Verwaltungsprozesse eine Hürde dar. Die komplexe Antragstellung, unterschiedliche IT-Verfahren und medienbruchanfällige Abläufe führen zu unnötigen Zeitverlusten. Kommunale Spitzenverbände fordern deshalb schon länger vereinfachte Verfahren und bundeseinheitliche digitale Lösungen.

Einige Städte haben bereits reagiert – und setzen auf digitale Helfer. So etwa Nürnberg: Dort unterstützen ein sogenannter „Wohngeldroboter“ auf RPA-Basis und ein KI-gestütztes Assistenzsystem die Sachbearbeitung. Die KI liest Unterlagen aus, prüft sie auf Vollständigkeit und bereitet Fälle automatisiert auf. Die Sachbearbeitenden greifen erst dann ein, wenn der Fall entscheidungsreif ist. Erste Erfahrungswerte zeigen: Die Bearbeitungszeiten sinken, die Fehlerquote ist niedrig – und das Team wird deutlich entlastet.

Der Nürnberger Ansatz zeigt, wie durch kluge Kombination aus Technologieeinsatz und Fachwissen Verwaltungsprozesse effizienter werden können – und die Zufriedenheit bei Bürgern wie Mitarbeitenden steigt. Welchen Ansatz die Stadt Nürnberg dabei verfolgt, erklärt die dortige Referentin für Jugend, Familie und Soziales, Elisabeth Ries, im folgenden Interview dieser DEKOM-Ausgabe.    

Fazit: Die Wohngeldreform ist nicht nur sozialpolitisch bedeutsam, sondern auch ein Testfall für die digitale Leistungsfähigkeit kommunaler Verwaltungen. Wer frühzeitig auf moderne Lösungen setzt, kann nicht nur aktuelle Herausforderungen meistern, sondern auch strukturelle Weichen für die Zukunft stellen. (DEKOM, 10.06.2025) Mehr Infos hier…

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