Armutsrisiko in Deutschland leicht gesunken

Zwar ging durch die Krisen der vergangenen Jahre und die hohe Inflation Wohlstand in Deutschland verloren, das Einkommensgefüge und Armutsrisiko hat sich jedoch kaum verändert. Gleichwohl schätzen viele Bürger das Ausmaß von Armut falsch ein. Dies gilt vor allem für Anhänger von AfD und BSW. Pandemie, Energiekrise, Inflation: In den vergangenen Jahren mussten die Menschen in Deutschland diverse Krisen meistern. Auch wenn die Politik versucht hat, die größten negativen Auswirkungen abzufedern – so zahlte der Staat während der Coronapandemie etwa 71 Milliarden Euro an Hilfen zur Existenzsicherung aus –, ging doch Wohlstand verloren: Entsprechend gaben in einer IW-Befragung im Jahr 2024 mehr Menschen in Deutschland an, schlechter mit ihrem Einkommen zurechtzukommen, als noch einige Jahre zuvor. Die Armutsgefährdungsquote – auch Niedrigeinkommensquote genannt – ist trotz Unsicherheiten in den Befragungsdaten seit der Coronapandemie weitestgehend stabil geblieben und zuletzt sogar leicht auf 16,6 Prozent gesunken. Als niedriges Einkommen galt im Jahr 2023 ein Nettoeinkommen von maximal 1.247 Euro im Monat für eine Einzelperson. Jeder zweite Erwerbslose war in Deutschland im Jahr 2023 von Armut bedroht. Schwierig ist die finanzielle Lage auch für viele Alleinerziehende – vier von zehn sind einem hohen Armutsrisiko ausgesetzt. Außerdem haben Menschen mit Migrationshintergrund, Paare mit drei oder mehr Kindern sowie Personen mit einem niedrigen Bildungsstand ein deutlich überdurchschnittliches Armutsrisiko. Die Bundesbürger überschätzen das Armutsrisiko von Rentnern sehr stark. Vor allem die Einschätzungen von AfD- und BSW-Anhängern weichen von der Wirklichkeit ab. Soweit die Daten. Doch schätzen auch die Menschen im Land das Armutsrisiko verschiedener Gruppen richtig ein? Das Institut der deutschen Wirtschaft ist dieser Frage in einer Studie nachgegangen. Dazu baten die IW-Forscher im April und Mai 2024 knapp 2.700 Personen um ihre Meinung zum allgemeinen Armutsrisiko und speziell zu jenem von Kindern und Rentnern. Die beiden letztgenannten Gruppen haben statistisch ein leicht überdurchschnittliches Armutsrisiko von knapp 21 beziehungsweise etwas weniger als 19 Prozent. Besonders eklatant weichen die Einschätzungen von AfD- und BSW-Anhängern von der Wirklichkeit ab. So sehen 61 Prozent beider Gruppen das Armutsrisiko von Rentnern bei 33 oder sogar 50 Prozent. Die Anhänger der anderen fünf zuletzt im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien schätzen das Armutsrisiko der Rentner deutlich geringer ein, am niedrigsten die Anhänger der FDP. Ein ähnliches Bild gibt es bei der Frage nach dem Armutsrisiko von Kindern, wenn auch in geringerem Ausmaß. Viele Anhänger von AfD und BSW überhöhen erneut die Gefahr – in beiden Gruppen glaubt mehr als jeder Dritte, dass 33 oder 50 Prozent der Kinder armutsgefährdet seien. Unter den Anhängern der FDP und CDU/CSU unterschätzt dagegen mehr als ein Drittel das Armutsrisiko von Kindern deutlich: 36 Prozent der Anhänger der FDP und 34 Prozent der Unions-Anhänger vermuten, dass nur 5 oder 10 Prozent der Kinder von Armut bedroht seien. Unter den AfD-Anhängern offenbart die IW-Befragung außerdem einen Widerspruch. Obwohl AfD-Sympathisanten eine große Ungleichheit und hohe Armutsrisiken sehen, sind sie mehrheitlich der Meinung, die Umverteilung sollte in Deutschland eher verringert werden. Sie sehen die derzeitige Umverteilungspolitik sogar kritischer, als es die Anhänger der FDP tun. (IWD, 13.01.2025) Ganzer Artikel hier…

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