BUND: Mehr als 56.000 Menschen stimmen für ein PFAS-Verbot
56.000 Menschen fordern Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in der Petition des Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) auf, sich für eine EU-weite Beschränkung von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) einzusetzen. Manuel Fernandez, Referent für Stoffpolitik beim BUND: „Gerade Karl Lauterbach als Mediziner kann die Gefahren von PFAS nicht ignorieren. Wir reden inzwischen vom größten Fall chemischer Verschmutzung in der Geschichte der Menschheit. Deshalb muss die oberste Gesundheitsbehörde ihren politischen Spielraum nutzen und den Vorschlag zur Beschränkung von PFAS öffentlich unterstützen. Das ist der einzige Weg, weitere Schäden für unsere Gesundheit und die Umwelt abzuwenden.“ Einige PFAS sind nachweislich gesundheitsgefährdend: Sie können unter anderem Organschäden, Fruchtbarkeitsstörungen, Schilddrüsenerkrankungen und Krebs verursachen. Die gesundheitlichen Risiken von PFAS geraten in der aktuellen politischen Debatte um eine EU-weite PFAS-Beschränkung allerdings zunehmend in den Hintergrund. Maßgeblichen Anteil daran hat eine gezielte Kampagne der PFAS-Industrie und verbündeter Interessensgruppen, die eine umfassende Regulierung von PFAS verhindern wollen. Das geht aus einer Recherche des journalistischen Netzwerkes „Forever Lobbying Project“ hervor. PFAS bauen sich nicht ab und belasten zunehmend Grund- und Trinkwasser. Der BUND hat die, auch als Ewigkeits-Chemikalien bekannten Stoffe, in neun von zehn Leitungswasserproben in Deutschland gefunden. Sie gefährden die Gesundheit, erschweren Recycling-Prozesse und verteuern die Trinkwasseraufbereitung. Der bisherige Vorschlag zur Beschränkung von PFAS in der Europäischen Union sieht einen schrittweisen Ausstieg aus der Produktion und Verwendung der Chemikalie vor. Fernandez: „Die Beschränkung der gesamten Stoffgruppe der PFAS-Chemikalien ist ein wichtiger Schritt für den Schutz von Gesundheit und Umwelt. Mit der Petition fordert der BUND deshalb zusammen mit 56.000 Menschen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dazu auf, sich entschieden für eine PFAS-Beschränkung einzusetzen und so unsere Gesundheit und unsere Umwelt zu schützen.“ Auch der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) dessen Mitglieder rund 90 Prozent aller Einwohner Deutschlands mit Trinkwasser versorgen und das Abwasser von 40 Prozent entsorgen spricht sich langfristig für ein PFAS-Verbot aus und setzt auf konsequente Herstellerverantwortung: „PFAS, sogenannte Ewigkeits-Chemikalien, belasten schon heute Böden und Trinkwasser. Weil strengere Trinkwassergrenzwerte die komplexe und komplizierte Problematik allein nicht lösen können, muss die PFAS-Vermeidung direkt an der Eintragsquelle ansetzen, beispielsweise über ein schnelles PFAS-Verbot. Denn je mehr PFAS eingesetzt wird, desto größer die Verunreinigung unserer Wasserressourcen und desto schwieriger die Trinkwassergewinnung. Allerdings träfe ein PFAS-Verbot auch viele Schlüsseltechnologien, die wir für den Umbau des Energiesystems brauchen, um CO2 zu vermeiden. Deshalb muss ein Verbot mit angemessenen Übergangsfristen, Bestandsanlagenschutz und Ausnahmeregelungen einher gehen. Aber der Kurs muss klar sein: Überall dort, wo sich der PFAS-Einsatz heute schon vermeiden lässt, muss es schnellstmöglich ordnungsrechtliche Vorgaben geben. Das gilt etwa für den Einsatz von PFAS-haltigen Kältemitteln, die durch natürliche Kältemittel zu ersetzen sind. Darüber hinaus ist es aber unbedingt notwendig, die Hersteller – auch finanziell – in die Verantwortung zu nehmen. Die Weichen dafür müssen jetzt in Brüssel und Berlin gestellt werden. Kurzfristig brauchen Wasserversorger technische und finanzielle Mittel, um die Einträge aus der Vergangenheit bestmöglich beseitigen zu können. Allerdings stoßen die bisher zur Verfügung stehenden technischen Mittel auch an ihre Grenzen. Deshalb geht es um ein grundsätzliches Umsteuern. Eine konsequente Herstellerverantwortung setzt die richtigen Anreize für Veränderungen. Ansonsten bleiben die Wasserversorger der Reparaturbetrieb und die Wasserkunden müssen zahlen. (BUND/VKU, 24.01.2025) Ganzer Artikel hier…