Glasfaserausbau: Bürger schützen – Kostenfallen vermeiden

Der Glasfaserausbau gilt als Schlüsselprojekt für die digitale Zukunft Deutschlands. In vielen Städten und Gemeinden laufen derzeit Ausbauprojekte auf Hochtouren. Die Kommunen unterstützen diese Initiativen aktiv – mit dem Ziel, Bürgerinnen und Bürger an moderne, leistungsfähige Netze anzuschließen. Doch trotz aller Chancen zeigt sich: Ohne klare Rahmenbedingungen und faire Vertragsgestaltungen drohen Kostenfallen für Verbraucher und damit Akzeptanzprobleme vor Ort. Aktuelle Erfahrungen aus Ausbaugebieten belegen: Zwischen Vertragsabschluss und tatsächlicher Aktivierung eines Glasfaseranschlusses können Monate vergehen. In dieser Zeit sind viele Haushalte gezwungen, weiterhin ihren bestehenden DSL- oder Kabelvertrag zu nutzen. Problematisch wird es, wenn Anbieter sogenannte „Übergangsverträge“ anbieten, die zusätzliche Kosten verursachen oder Doppelzahlungen nach sich ziehen. Besonders ärgerlich: Häufig wird Bürgern beim Vertragsabschluss suggeriert, die neue Leitung stünde kurzfristig bereit – Verzögerungen werden erst später ersichtlich.

Die Verbraucherzentrale Hamburg mahnt deshalb zu Wachsamkeit. Sie fordern transparente Informationen über Bauzeiten, Vertragsbedingungen und Kündigungsmodalitäten. Bürgerinnen und Bürger sollten darauf bestehen, dass neue Verträge erst dann Zahlungsverpflichtungen auslösen, wenn der Anschluss tatsächlich nutzbar ist. Auch sollten Kommunen und Aufsichtsbehörden stärker darauf achten, dass Anbieter seriös und nachvollziehbar über den Ablauf informieren. Es geht um mehr als individuelle Vertragsfragen: Wer Bürgerinnen und Bürger im Ausbauprozess verliert oder verunsichert, riskiert langfristige Schäden für die Akzeptanz digitaler Infrastrukturprojekte insgesamt. Gerade in strukturschwächeren Regionen, wo der Glasfaserausbau als Standortvorteil dringend gebraucht wird, könnten Enttäuschungen fatale Folgen haben. Kommunen stehen hier in besonderer Verantwortung:

  • Sie sollten in Informationsveranstaltungen, auf ihren Websites und in direkten Bürgergesprächen auf mögliche Risiken hinweisen.
  • Sie können Mindeststandards bei der Bürgerkommunikation als Bedingung in Kooperationsvereinbarungen mit Anbietern verankern.
  • Zudem sollte die Politik auf Landes- und Bundesebene Regelungen schaffen, die transparente Übergangsregelungen zur Pflicht machen – etwa durch eine verbindliche „Fair-Use-Phase“ zwischen Alt- und Neuvertrag.

Nicht zuletzt sind auch die Unternehmen selbst gefordert, Vertrauen aufzubauen. Der Glasfaserausbau kann nur erfolgreich sein, wenn Transparenz und Fairness gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern oberste Priorität haben. Wer heute mit unklaren Übergangsverträgen kurzfristige Gewinne erzielen will, gefährdet morgen den langfristigen Erfolg ganzer Projekte.

Fazit: Der Glasfaserausbau ist ein Kraftakt – technologisch, finanziell und gesellschaftlich. Er braucht nicht nur Baukräne und Bagger, sondern auch politische Weitsicht, klare Regeln und den Willen, die Menschen mitzunehmen. Nur dann wird aus der Infrastruktur der Zukunft auch ein Erfolgsprojekt für alle. (VZHH, 07.05.2025)    Ganzer Artikel hier…

Print Friendly