„Kommunales Amazon für Rheinland-Pfalz“
Simon Layher von der Kommunalberatung RLP über das Kommunale Kaufhaus Rheinland-Pfalz.
Digitale Einkaufsplattformen gelten als strategischer Schlüssel zur Modernisierung der kommunalen Beschaffung. In Rheinland-Pfalz wurde mit dem „Kommunalen Kaufhaus“ ein Modell etabliert, das diesen Anspruch bereits in der Praxis einlöst. Die Plattform ermöglicht es Kommunen, vergabekonform und effizient auf ausgeschriebene Rahmenverträge zuzugreifen – und zwar digital, zentral und standardisiert. Was das System leistet, welche Herausforderungen bestehen und wohin die Entwicklung geht, erläutert Simon Layher, Referent beim Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz und Ansprechpartner für das Kommunale Kaufhaus, im Interview mit dem Deutschen Kommunalinformationsdienst.
Herr Layher, was ist das Kommunale Kaufhaus Rheinland-Pfalz – und wie funktioniert es?
Das Kommunale Kaufhaus ist eine zentrale Onlineplattform, über die Kommunen in Rheinland-Pfalz vergabekonform einkaufen können – vom Büromaterial über Kita-Bedarf bis hin zu technischen Komponenten. Ursprünglich innerhalb einer Verwaltung initiiert, entstand es aus dem Bedarf heraus, dezentrale, ineffiziente Beschaffungswege zu bündeln. Heute ähnelt das System einem kommunalen Amazon: Kommunen loggen sich ein, wählen aus ausgeschriebenen Rahmenverträgen Produkte aus und bestellen direkt. Die Plattform wird durch einen prozentualen Aufschlag auf den Umsatz finanziert, ohne zusätzliche Gebühren für die Kommunen. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine einmalige technische Anbindung.
Welche Vorteile bringt das System – und wo liegen aktuell die Herausforderungen?
Kommunen profitieren von standardisierten Prozessen, transparenten Konditionen und erheblicher Zeitersparnis. Gleichzeitig vereinfacht die Plattform die Umsetzung vergaberechtlicher Vorgaben. Allerdings stoßen wir bei der Digitalisierung an Grenzen – etwa bei der verpflichtenden E-Rechnung. Viele Kommunen und Lieferanten sind technisch oder organisatorisch noch nicht vollständig umgestellt. Wir bieten digitale Lösungen zwar an, können sie aber nicht erzwingen. Auch die Produktkataloge erfordern laufende Pflege: Nicht alle Bedarfe lassen sich sinnvoll über Rahmenverträge abdecken, insbesondere im baunahen Bereich. Daher konzentrieren wir uns künftig stärker auf Produktgruppen mit hoher Nachfrage.
Wie geht es weiter? Welche nächsten Schritte planen Sie?
Ein zentrales Zukunftsthema ist Nachhaltigkeit. Gemeinsam mit unseren Partnern entwickeln wir derzeit ein ESG-Scoring-System, das die ökologische und soziale Bewertung von Produkten direkt in der Plattform sichtbar machen soll. Ziel ist es, nachhaltige Beschaffungspraxis einfacher umzusetzen. Parallel erwarten wir Rückmeldungen zur neuen E-Rechnungspflicht über den zentralen Rechnungseingang des Landes – ein Thema, das viele Kommunen und Lieferanten aktuell beschäftigt. Insgesamt arbeiten wir weiter daran, Prozesse zu digitalisieren und Kommunen bei der Transformation zu unterstützen – auch über die Plattform hinaus. Vielen Dank. (DEKOM/Kommunalberatung RLP, 26.05.2025)Mehr Infos hier…