Mit KI gegen die Klimarisiken
Wie intelligente Systeme Kommunen bei Überflutungsschutz und Dürremanagement unterstützen können. Extreme Wetterereignisse nehmen zu – Starkregen, Überschwemmungen und langanhaltende Trockenperioden stellen Städte und Gemeinden vor wachsende Herausforderungen. Um frühzeitig reagieren zu können, braucht es präzise, lokal relevante Informationen. Hier kommen KI-gestützte Systeme ins Spiel: Sie verknüpfen Echtzeitdaten mit intelligenten Vorhersagen und eröffnen Kommunen neue Möglichkeiten der Vorsorge und Planung. Dr. Henning Oppel, Gründer und Geschäftsführer des Bochumer Startups Okeanos erklärt im DEKOM-Gespräch, wie Künstliche Intelligenz konkret dabei hilft, Wasserstände zu überwachen, Dürrephasen zu prognostizieren – und Klimaanpassung im kommunalen Alltag wirksam umzusetzen.
DEKOM: Herr Dr. Oppel, Sie entwickeln mit Ihrem Unternehmen ein Frühwarnsystem für Gewässer dritter Ordnung – also für die Gewässer, für die die Kommunen verantwortlich sind. Was genau bietet Ihre Lösung?
Dr. Henning Oppel: Unser System heißt Okeanos Vivid und wurde beispielsweise in der Stadt Saarlouis erfolgreich eingeführt. Es ermöglicht Frühwarnungen dort, wo es bislang keine gab. Die meisten Kommunen erhalten zwar Informationen über Regen oder Unwetter, wissen aber nicht, was das konkret für ihre Gewässer bedeutet. Unser System schließt genau diese Lücke.
DEKOM: Wie funktioniert das in der Praxis?
Oppel: Wir kombinieren Sensortechnik mit Künstlicher Intelligenz. Die Sensoren –– messen Wasserstände, Bodenfeuchte und andere Parameter. Unsere KI prognostiziert dann, ob ein gefährlicher Anstieg eines Gewässers droht. Dieses Jahr kommt noch eine Erweiterung hinzu: eine Überflutungsprognose auf Basis der Niederschlagsvorhersage für die nächsten zwei Stunden.
DEKOM: Und was ist mit Trockenperioden?
Oppel: Auch dafür sind wir gerüstet. Das System kann in ein urbanes Dürremonitoring überführt werden. Wir prognostizieren Wasserstress anhand der Bodenfeuchte und Wetterdaten. Städte wie Bochum setzen das schon ein, etwa für die Steuerung ihrer Grünflächenbewässerung – proaktiv und wassersparend.
DEKOM: Wie ist das mit dem Datenschutz?
Oppel: Die Daten bleiben im Besitz der Kommune. Sie werden auf einem deutschen Server gehostet und sind über eine API jederzeit abrufbar. Wir speichern sie nur, um die KI zu trainieren – das ist transparent und DSGVO-konform.
DEKOM: Und wer ist Ansprechpartner für die Kommunen?
Oppel: Wir bei okeanos sind „Face-to-the-Customer“. Auch wenn die Sensoren von Drittherstellern kommen – wir kümmern uns um alles: von der Hardware-Integration bis zur Datenauswertung. Wenn eine Kommune schon ein Smart-City-Dashboard hat, können wir uns problemlos andocken.
DEKOM: Arbeiten Sie auch mit kommunalen Beschaffungsplattformen zusammen?
Oppel: Aktuell machen wir vieles selbst, sind aber offen für Kooperationen. Im Gespräch mit Partnern für Sensorik oder Beschaffungsdiensten für die öffentliche Hand sehen wir da großes Potenzial, auch im Hinblick auf Logistik und flächendeckende Versorgung.
DEKOM: Abschließend: Was sind Ihre nächsten Schritte?
Oppel: Wir wollen das System weiter ausbauen – technisch wie organisatorisch. Und wir suchen den engen Austausch mit Kommunen, um die Lösungen konkret an deren Bedarfe anzupassen. Der Klimawandel kennt keine Pausen – und wir müssen heute handeln.
Vielen Dank!
Über OKEANOS:
Das Bochumer Startup OKEANOS entwickelt KI-gestützte Umweltinformationssysteme für Kommunen. Im Fokus stehen datenbasierte Lösungen zur Klimaanpassung – etwa zur Überwachung von Wasserständen, zur Prognose von Überflutungen und Dürrephasen oder zur Bewässerungssteuerung im urbanen Raum. Die Lösungen von okeanos.ai sind modular, datenschutzkonform und lassen sich flexibel in kommunale Systeme integrieren. Weitere Informationen unter www.okeanos.ai. (DEKOM, 28.04.2025) Mehr Infos hier…