Nachhaltigkeit in der öffentlichen Beschaffung: Staat nutzt Transformationspotenzial nicht

Der deutsche Staat beschafft jedes Jahr im großen Umfang Waren und Dienstleistungen. Das selbst gesteckte Ziel: Nachhaltigkeitskriterien sollen eine entscheidende Rolle für die Vergabe sein, damit auch die öffentliche Beschaffung die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit anschiebt. Aktuell werden auf kommunaler Ebene jedoch nur 13,7 Prozent der Aufträge unter Einschluss von Nachhaltigkeitskriterien vergeben – Tendenz sinkend! Das ergibt eine aktuelle Studie der Universität der Bundeswehr München im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. „Es ist erstaunlich: Obwohl Nachhaltigkeit im öffentlichen Diskurs immer wichtiger wird, sind die unter Nachhaltigkeitsaspekten vergebenen Aufträge durch die Kommunen zwischen 2012 und 2023 von 23,3 Prozent auf 13,7 Prozent massiv zurückgegangen“, kommentiert Marc Wolinda, Nachhaltigkeitsexperte der Bertelsmann Stiftung die Studienergebnisse. Insgesamt konzentrierten sich die Defizite im Ursachenfeld „Management und Strategie“. So bemängeln die Studienautoren etwa besonders Defizite beim Professionalisierungsgrad des Beschaffungspersonals. Häufig sei das zuständige Personal nicht ausreichend für eine strategische und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Beschaffung ausgebildet.  Wenngleich es auch im Feld der rechtlichen Rahmenbedingungen noch Optimierungspotenzial gibt, so liegt das Kernproblem für mehr Nachhaltigkeit in der öffentlichen Beschaffung eindeutig nicht in mangelnden gesetzlichen Möglichkeiten, sondern in der Umsetzung in den Vergabestellen. Es ist wichtig, dass die Beschafferinnen und Beschaffer auf allen Verwaltungsebenen die Rahmenbedingungen vorfinden, um Vergaben stärker nach Nachhaltigkeitsaspekten auszurichten und das Thema und sich selbst stetig weiterzuentwickeln, betont Daniel Schraad-Tischler, Wirtschaftsexperte der Bertelsmann Stiftung. Diese Rahmenbedingungen gilt es für die umsetzenden Verwaltungsmitarbeiter vor Ort zu schaffen, beispielsweise über Aus- und Weiterbildung, klar formulierte Strategien und Zielvorgaben sowie eine motivierende Kommunikation der Führungskräfte. Auch die Einführung von Routinen und Standards sowie die Zentralisierung durch Bündelung von Kompetenzen auf einer höheren Verwaltungsebene (zum Beispiel Kreis für mehrere Gemeinden) können wirkungsvolle Maßnahmen sein, damit die Nachhaltigkeit in der öffentlichen Beschaffung in Zukunft einen deutlich höheren Stellenwert einnimmt und der Staat seiner Verantwortung für die Nachhaltigkeitstransformation gerecht wird. (Bertelsmann-Stiftung, 03.07.2024) Ganzer Artikel hier…   Komplette Studie hier…

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