Ralf Levacher: „Stadtwerke sollten sich schnellstens um das Thema Daten kümmern – am Besten im Verbund mit anderen Werken“
In der 2024 gegründeten Stadtwerkekooperation Digitalwerk Saar bündeln fünf saarländische Stadtwerke ihre digitalen Kompetenzen und treiben gemeinsam die digitale Transformation der kommunalen Versorgungswirtschaft voran. Die Gründungsmitglieder sind die Stadtwerke St. Wendel, Dillingen, Merzig und Saarlouis sowie die Kommunale Energie und Wasserversorgung Neunkirchen. Über die Herausforderungen und Ziele der Kooperation haben wir uns mit Dr. Ralf Levacher, Chef der Stadtwerke Saarlouis und neben Marcel Dubois (KEW Neunkirchen), einer der beiden Geschäftsführer der Digitalwerke Saar, unterhalten.
Herr Dr. Levacher, Was war die zentrale Motivation hinter der Gründung der Digitalwerke Saarlouis?
Die SWSLS sind seit 2010 in mehreren Bundesforschungsvorhaben aktiv. Alles diese Vorhaben beschäftigten sich dem Einfluss der Digitalisierung auf die sichere Stromversorgung im Kontext der Energiewende. Im Verlauf der Arbeiten haben wir uns immer mit Stadtwerken in der Nähe ausgetauscht. Die erste wesentliche Erkenntnis dieses Austusches war, dass es für kleinere Versorger schwierig bis unmöglich wird Stand Alone die notwendigen Kompetenzen aufzubauen. Die zweite, nicht minder wichtige war, dass die Erwartung der Bevölkerung an die Digitale Daseinsvorsorge sich kontinuierlich erhöht hat. Das betrifft nicht nur die Anforderung an den jeweiligen Versorger, sondern auch die Verwaltung und ganz allgemein das Leben in einer Stadt. Die Bürger erwarten zu Recht, dass ihre Stadtwerke ihnen eine Plattform zur Verfügung stellen auf der die wichtigsten Informationen einfach zu finden sind.
Welche Herausforderungen in der kommunalen Digitalisierung sollen damit adressiert werden?
Wie schon ausgeführt geht es nicht nur um die sichere Versorgung, sondern auch um das Thema Informationen aus der Gemeinde. Also um einen 360° Ansatz. Das betrifft alle Bereiche des kommunalen Lebens. Sei es das im Bereich Tourismus historische Gebäude im Stadtbild mittels Augmented Realitiy wieder erscheinen oder neue Bauvorhaben ebenfalls mit AR auf ihre Auswirkung auf das Stadtbild beurteilt werden können. Ein weiterer Baustein dieses Ansatzes ist es die Parkplatzsituation in „Echtzeit“ vor der Fahrt ins Centrum zu kontrollieren oder ganz trivial wann der Müll abgefahren wird. Die Verwaltung ist dabei ein wesentlicher Player, sie kann auf dieser Plattform die Bürgerdienst platzieren. Also kurzum eine Plattform für alle Bereiche des Lebens ohne lang im Internet sich die Infos zusammensuchen zu müssen.
Welche Bedeutung haben die Digitalwerke für die einzelnen Stadtwerke und die kommunale Infrastruktur als solche?
Die Entwicklung einer solchen kommunalen Lösung im Verbund durch mehrere Stadtwerke spart zu einem Kosten und zum anderen wird die Schwarmintelligenz genutzt. Das erhöht wiederum die Akzeptanz der Lösung und hilft bei der Einführung in den Kommunen. Die Bedeutung für die einzelnen Stadtwerke kann einem aktuellen Beispiel verdeutlicht werden. Bei der Einführung des dynamischen Tarifs hat das Digital Werk für 4 Stadtwerke sowohl die Auswahl der entsprechenden Software also auch die Umsetzung erfolgreich begleitet. Das verdeutlicht sehr gut was die Aufgabe des Digital Werks ist.
Welche langfristigen Pläne verfolgen Sie mit den Digitalwerken?
Das langfristige Ziel des Digital Werks ist es der Kompetenzträger für alle Digitalen Lösungen zu sein und damit der Nucleus für eine Kooperation auf Augenhöhe einzelner Stadtwerk ohne das der Kirchturm im Weg steht.
Gibt es mögliche weitere Kooperationen mit anderen Stadtwerken oder kommunalen Akteuren, die für eine Skalierung der digitalen Services von Interesse sein könnten?
Grundsätzlich steht das Digital Werk allen interessierten Werken offen. Aber es vollkommen klar, dass auch kommunale Interessenverbände wie z.B. der Städte und Gemeindetag von uns von großem Interesse sind, um kleinere Kommunen ohne eigenes Stadtwerk auf dem Weg zum Aufbau der digitalen Daseinsvorsorge mitzunehmen. Abschließend erlauben Sie mir noch einen wichtigen Hinweis. Wenn ich in der Zeitung für Kommunalwirtschaft (ZfK) vom 10.02.2025 lese „Die Datenkompetenz wird zur Kernkompetenz“ dann kann ich nur die Empfehlung aussprechen sich schnellstens um das Thema Daten zu kümmern und das am Besten im Verbund mit anderen Werken. (DEKOM, 17.02.2025) Mehr Infos hier…